Mutter und Tochter packen Paket für „umgekehrten Adventskalender“

Täglich eine Kleinigkeit: 101-Jährige spendet für die „Hertener Tafel“

  • Liebe, Zusammenhalt und soziales Denken – das zeigen viele Familien in Herten, wenn sie in diesen Tagen an der Caritas-Aktion „Umgekehrter Adventskalender“ teilnehmen.
  • Auch die 101-jährige Franziska Bless und ihre Tochter Brunhilde Lichte machen mit.
  • Sie schnüren ein Geschenk-Paket für die Hertener Tafel, die es dann an bedürftige Menschen weitergibt.

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Zu teilen und etwas Gutes tun, das hat für Franziska Bless Tradition und eine lange Geschichte. Ehrenamtlich half sie über Jahrzehnte anderen Familien, denen es nicht so gut ging wie ihr. Heute lebt die 101-Jährige im Caritas-Pflegezentrum Franz von Assisi in Herten und hat sich von der Caritas-Adventsaktion des umgekehrten Adventskalenders begeistern lassen.

Jeden Tag eine Kleinigkeit geben

Zusammen mit ihrer 71-jährigen Tochter Brunhilde Lichte, die nur wenige Schritte vom Pflegeheim in einer Seniorenwohnung lebt, überlegt sie, wie sie den Adventskalender bestücken kann.

Mit der Aktion des umgekehrten Adventskalenders wirbt der Caritasverband Herten darum, sich nicht klassisch am Adventskalender zu „bedienen“, sondern jeden Tag eine Kleinigkeit zu geben. Das können haltbare Lebensmittel oder Hygieneartikel sein, die man in einen Karton oder eine Kiste legt.

Denken an bedürftige Menschen

Den gefüllten Adventskalender geben die Mitmachenden im Caritas-Laden „Hertener Tafel“ und dem Kinderland ab, um bedürftigen alleinstehenden Menschen und Familien zu Weihnachten eine kleine Freude machen zu können.

„Wir machen gern mit“, sagt Brunhilde Lichte. Einige Artikel für ihren Adventskalender hat sie bereits besorgt. Ein kleines Paket wird es wohl werden, das sie kurz vor Weihnachten für die Tafel abgibt.

Steigende Lebenshaltungskosten

„Es ist ein schönes symbolisches Zeichen, wenn der Adventskalender etwas anders gestaltet ist. Wir nehmen nichts aus ihm heraus, sondern legen eine Kleinigkeit hinein. Der Sinn des Teilens wird einem da wieder bewusst“, sagt die Tochter.

Sie weiß, dass durch die steigenden Lebenshaltungskosten die Tafelläden gerade jetzt mehr denn je auf Spenden angewiesen sind, um die stetig steigende Anzahl an Bedürftigen zu versorgen. „Je mehr Menschen sich am umgekehrten Adventskalender beteiligen, desto mehr Menschen kann in den Tafelläden geholfen werden.“

Erinnerungen an schwere Zeiten

Das soziale Denken ist Franziska Bless vor 101 Jahren mit in die Wiege gelegt worden. Geboren in Werl im Kreis Soest verlebte sie als ältestes von sechs Kindern eine unbeschwerte Kindheit im Dörfchen Bremen, spürte aber auch den Schrecken des Krieges. Sie verlor ihren Verlobten und erlebte 1943 die Sprengung der Möhne-Talsperre, bei der viele Menschen ums Leben kamen. Kriegsjahre und Nachkriegszeit waren dann für die gelernte Krankenschwester Zeiten, in denen Hilfsbereitschaft großgeschrieben wurde.

„Ich bin froh, dass ich etwas geben kann und es mir gut geht“, sagt die 101-Jährige. Sie freut sich auf die Weihnachtsgottesdienste in der Kapelle des Pflegeheims und im umfunktionierten Begegnungsraum, den sie mit ihrem Rollator gut erreichen kann.

Advent – eine geprägte Zeit

Über ihr langes soziales Engagement ihrer Mutter sagt Brunhilde Lichte schmunzelnd nur den einen Satz: „Ihren Platz im Himmel hat sie sich erarbeitet.“

Die Adventszeit sieht Lichte als eine besonders geprägte Zeit an: „Als Kind freute man sich natürlich immer auf Weihnachten. Aber auch heute spüre ich die besinnliche Stimmung. Sie ruft angenehme Gefühle und Erinnerungen wach.“

Singen von bekannten Liedern

Schön sei die Erinnerung an die Zeit, als man als kleines Kind alles geglaubt habe. „Wenn die Bescherung anstand, wurde zuvor das Fenster geöffnet, damit das Christkind mich auch besuchen konnte.“

Wenn die alten bekannten Advents- und Weihnachtslieder erklängen, sei es in den Fernsehsendungen oder in Gottesdiensten, singe sie gern mit, sagt Lichte. Und ein Leben lang habe sie einen Adventskalender in der ursprünglichen Form.

Freude auf Heiligabend

„Der gehört dazu. Ich schaue mir das Türchen an und freue mich besonders auf die Tür des 24. Tages, die dann auch geöffnet wird.“

Jetzt aber geht sie zusammen mit ihrer Mutter daran, den umgekehrten Adventskalender zu bestücken. Haltbare Lebensmittel und Hygiene-Artikel sind es, die in das Päckchen kommen.

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