Katholische Bischöfe würdigen vor allem die Hilfe der Frauen

„Tag des Ehrenamts“: Viel Lob aus Politik und Kirche

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Am Internationalen Tag des Ehrenamts hören die Engagierten von allen Seiten Lob und Dank. Es gibt aber auch nachdenkliche Stimmen, die sagen, der Staat delegiere zu viele Dinge an Ehrenamtliche.

„Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben.“ Wilhelm Busch hatte wenig übrig für freiwilliges Engagement. „Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab“, riet er in einem ironischen Gedicht. Der Lohn fürs Ehrenamt sei höchstens Undankbarkeit.

Umso deutlicher die Dankesworte aus Politik und Kirche zum Internationalen Tag des Ehrenamts am Montag. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, hob insbesondere das Engagement für Flüchtlinge hervor: „Die Helfer setzen mit ihrem Einsatz ein starkes Zeichen für unsere Werte und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

 

Bischöfe: Kirche will Geschlechtergerechtigkeit

 

Die katholische Bischofskonferenz lobte das Engagement der Frauen – und versicherte, die Kirche wolle mehr Geschlechtergerechtigkeit. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund betonte, die Gesellschaft sei auf Menschen angewiesen, die „für andere Verantwortung übernehmen“.

Das ehrenamtliche Engagement in Deutschland nimmt deutlich zu, wie der im Frühjahr veröffentlichte Freiwilligen-Survey der Bundesregierung verrät. 31 Millionen oder mehr als 40 Prozent der Deutschen ab 14 engagieren sich. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als 15 Jahre zuvor.

 

Rund 100.000 Katholiken in der Flüchtlingshilfe

 

Das Engagement ist im Westen höher als im Osten, in Landkreisen stärker als in Städten, bei Männern häufiger als bei Frauen. Gut die Hälfte der Engagierten ist in Vereinen aktiv, gefolgt von individuell organisierten Gruppen, Kirchen und öffentlichen Einrichtungen. Der am häufigsten unterstützte Bereich ist mit gut 16 Prozent der Sport.

Besonders auffällig war das Engagement zuletzt in der Flüchtlingsarbeit. Auf allein 100.000 freiwillige Helfer innerhalb katholischer Gemeinden und Verbände schätzte Kardinal Reinhard Marx das Maß der Hilfsbereitschaft. Aydan Özoguz warnte zugleich vor Enttäuschung und Überforderung. Es sei wichtig, Ehrenamtliche zu qualifizieren, zu beraten und sie durch Hauptamtliche zu unterstützen.

Auch müsse das Engagement von Menschen mit Einwanderungsgeschichte gestärkt werden, forderte die SPD-Politikerin: „Nur so kann sich das integrative Potenzial des Ehrenamts voll entfalten.“ Laut Freiwilligen-Survey ist der Anteil der Ehrenamtlichen bei Migranten mit 31,1 Prozent derzeit noch geringer. Allerdings steigt er bei Menschen, die schon in zweiter Generation in Deutschland leben.

 

Delegiert der Staat zu viel an Ehrenamtliche?

 

Bei allem Lob für Ehrenamtliche – es gibt auch nachdenkliche Stimmen. Der Historiker Tillmann Bendikowski prognostizierte kürzlich im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur, der Sozialstaat werde „einen zunehmenden Teil seiner Hilfszuständigkeit delegieren an die einzelnen Menschen“.

Auch der Soziologe Stefan Selke fürchtet, dass Staat und Politik zunehmend Aufgaben an Ehrenamtler übertragen und ein Druck zum freiwilligen Engagement entstehe. „Die Politik suggeriert, dass sich Probleme lösen lassen, indem man sie dem lokalen Engagement von Freiwilligen anvertraut“, kritisierte er. Er wolle „niemandem verbieten, Kassierer im Schützenverein zu werden“; er befürchte aber, dass „mit dem bürgerschaftlichen Engagement oftmals gesellschaftliche Verhältnisse vernachlässigt werden, die eigentlich politisch bearbeitet werden müssten“.

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