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Mehrere tausend Jugendliche reisen gerade nach Estland. In der Hauptstadt beginnt am Samstag das traditionelle Taizé-Silvestertreffen.
In Estlands Hauptstadt Tallinn beginnt am Samstag (28. Dezember) das 47. Europäische Jugendtreffen von Taizé. Mehrere tausend junge Menschen aus mehr als 40 Ländern werden dort unweit der Grenze zu Russland erwartet, um bis Neujahr gemeinsam zu beten, zu diskutieren und den Christen vor Ort begegnen.
Sie kämen, um Freude, Hoffnung und Licht in einem anderen Land zu teilen, so der Bischof von Tallinn, Philippe Jean-Charles Jourdan, im Vorfeld. Er ermutigte die Gläubigen vor Ort, die Jugendlichen bei sich aufzunehmen. Auch aus Deutschland wollen Jugendgruppen nach Tallinn reisen.
Ökumenische Bewegung
Eingeladen sind junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren, die zumeist bei Gastfamilien wohnen. Das Treffen in Tallinn solle dazu beitragen, "den Willen junger Europäer zum Ausdruck zu bringen, den Kontinent als ein gemeinsames Haus wieder aufzubauen und eine Zukunft in Frieden zu schaffen", heißt es auf der Website der ökumenischen Bewegung zur Wahl des Ortes.
Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Gründer der Brüdergemeinschaft war ab 1944 der Schweizer Calvinist Frère Roger (1915-2005). Seit 2023 leitet sie der englische Anglikaner Frère Matthew.
Die Gemeinschaft von Taizé
Der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé gehören aktuell rund 90 Männer aus etwa 30 Ländern an; sie stammen aus protestantischen Kirchen und aus der katholischen Kirche. Von ihnen lebt etwa ein Viertel in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika.
1966 versammelten sich in Taizé rund 1.400 Teilnehmer aus 30 Ländern zum ersten Jugendtreffen. Das erste sogenannte Europäische Jugendtreffen fand zum Jahreswechsel 1978/79 in Paris statt.
Christen in Estland
Estland, die nördliche der drei baltischen Republiken, ist flächenmäßig kleiner als Niedersachsen. Von den rund 1,3 Millionen Esten ist nur knapp ein halbes Prozent katholisch. Für diese rund 6.000 Katholiken im Land sind derzeit rund 15 Priester zuständig. Neben den beiden Hauptstadtgemeinden gibt es nur sieben weitere Pfarreien im ganzen Land: vier im nordöstlichen Kreis Lääne-Viru und je eine in den südestnischen Städten Pärnu, Tartu und Valga.
Von 1924 bis 2024 gab es in Estland keine Diözese, sondern nur eine Apostolische Administratur, also sozusagen eine Unterstufe. Bischof beziehungsweise zuvor Apostolischer Administrator ist seit 2005 der Franzose Philippe Jean-Charles Jourdan (64). Diplomatischer Vertreter des Vatikans ist seit September der deutsche Erzbischof Georg Gänswein (68), früher langjähriger Sekretär von Papst Benedikt XVI. (2005-2013).
Internationale Katholiken
Die estnischen Katholiken sind so international wie ihre Priester und Ordensleute. Schon im 19. Jahrhundert, als Estland russische Provinz war, dienten im zaristischen Heer und Staatsapparat viele zumeist polnische Katholiken. Später wanderten katholische Arbeitskräfte aus anderen Sowjetrepubliken ein. Als Folge wird heute in den meisten Gemeinden die Messe auf Russisch und Polnisch gefeiert.
Mit der Eroberung durch das protestantische Schweden im 17. Jahrhundert zog in Estland der lutherische Glaube ein. Heute bekennen sich allerdings nur noch weniger als 30 Prozent der Bevölkerung zum Christentum. Nach jüngeren Zahlen sind rund 13 Prozent lutherisch und 12 Prozent orthodox.