Hilfsprojekte in den Provinzen sollen fortgeführt werden

Taliban ergreifen in Afghanistan die Macht - Caritas will bleiben

  • Das katholische Hilfswerk Caritas international will in Afghanistan auch nach der Machtübernahme durch die Taliban Projekte weiterführen.
  • Die Taliban hätten Caritas international gebeten, die Arbeit in den Provinzen fortzuführen.
  • Sorgen macht sich Büroleiter Stefan Recker um die afghanischen Mitglieder in den Caritas-Teams.

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Der Leiter des Büros von Caritas international in Kabul, Stefan Recker, will Hilfsprojekte in Afghanistan auch nach der Machtübernahme durch die Taliban weiterführen. "Wir arbeiten ja nicht für die Taliban", sagte er am Montag im Interview des "WDR 5"-Morgenechos in Köln. "Wir arbeiten für die Landbevölkerung, für die armen Menschen hier, für marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Frauen und Kinder, wie Drogenabhängige."

Die Hilfsprojekte in Kabul lägen derzeit auf Eis, in den Provinzen laufe die Arbeit jedoch "noch ein bisschen weiter", berichtete Recker. Die Taliban hätten Caritas international aktiv gebeten, die Maßnahmen in den Provinzen fortzusetzen. "Da haben wir sehr gute Signale von den Taliban bis jetzt gehört." Unter anderem gebe es Projekte im psychosozialen Bereich, für Drogenabhängige, für Mutter-Kind-Gesundheit sowie klassische Nothilfeprojekte.

 

Zukunft von Afghanistan offen

 

Der Büroleiter rechnet mit einer friedlichen Machtübernahme. Offen sei jedoch, was danach passiere. Unter den Taliban gebe es sowohl moderate als auch radikale Strömungen. "Da muss man mal gucken, wer sich durchsetzt und wer im Endeffekt dann das Sagen hat." Persönlich werde er nicht bedroht und sehe das auch nicht auf sich zukommen. Sorgen mache er sich jedoch um die afghanischen Mitglieder seines Teams, die religiösen und ethnischen Minderheiten angehören.

Noch sei unklar, ob er das Land verlassen werde, sagte Recker. "Die Möglichkeiten zur Evakuierung sind so ein bisschen nebelig." Zudem wolle er sich weiterhin um die nationalen Teammitglieder und um laufende Programme kümmern.

Afghanistan und Südsudan tödlichste Länder für Nothelfer: In Afghanistan und Südsudan haben Hilfsorganisationen im laufenden Jahr laut Care die meisten getöteten Mitarbeiter zu verzeichnen. "Jahrelang galt Syrien als das gefährlichste Land für Nothelferinnen und Nothelfer", teilte Care am Montag in Bonn mit. Eine Analyse auf Daten der Aid Worker Security Database zeige nun, dass Afghanistan und der Südsudan die Liste anführten. Seit Jahresbeginn wurden den Angaben zufolge insgesamt 78 Männer und Frauen weltweit während eines Hilfseinsatzes getötet. In Afghanistan und im Südsudan seien bisher je 17 Todesopfer zu beklagen. Auch Syrien gehöre weiterhin mit 15 getöteten Helferinnen und Helfern zu den gefährlichsten Ländern für Hilfsorganisationen weltweit, ebenso wie Äthiopien mit sieben Todesopfern. (KNA)

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