Inselroman „Der Mond ist aufgegangen“

Tatort: Pfarrhaus

Svea Norden hatte sich auf einen erholsamen Urlaub gefreut. Doch dann wird der Pfarrer der Insel tot aufgefunden. Gemeinsam mit dem Organisten der Inselgemeinde nimmt sie die Ermittlungen auf. Der Krimi "Der Mond ist aufgegangen" nimmt seine Leser mit in eine Welt der Intrigen und Rachegelüste – mitten im kirchlichen Milieu.

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Wenn ein evangelischer Theologie-Professor und eine engagierte katholische Architektin gemeinsam einen Kriminalroman verfassen, dann ist das an sich schon etwas Besonderes. Wenn dann aber im Erstlingswerk noch ein mysteriöser Mord im Keller des Pfarrhauses eine ganze Insel in Aufruhr versetzt und jegliche Idylle im Keim erstickt wird, dann ist klar: Für Krimi-Fans, die sich in der kirchlichen Lebenswelt beheimatet fühlen, lohnt die Lektüre allemal.

Christhard Lück und Andrea Timm heißen die Autoren aus Münster-Albachten, deren Inselkrimi "Der Mond ist aufgegangen" im christlichen Benno-Verlag zum Sommer 2016 erschienen ist. Im Mittelpunkt des Krimis stehen die Kinder- und Jugendpsychologin Svea Norden und ihr einstiger Schulfreund Fritjof Harmsen, der als Organist der Inselgemeinde plötzlich zum Ermittler in einem dubiosen Mordfall wird. Schauplatz des Geschehens ist die fiktive Insel Möwewind.

 

Viele Verdächtige

 

Svea Norden hatte sich auf einen erholsamen Kururlaub gefreut. Dass sie dann entgegen aller Erwartungen in einem Kriminalfall ermitteln muss, erregt ihr ohnehin stark beeinträchtigtes Gemüt. Immerhin hat sie mit Fritjof Harmsen einen Freund an der Seite, dessen Gegenwart sie zu inspirieren scheint. Während die Inselpolizei von einem Unfall ausgeht, sind bei den Freunden aus alten Tagen ungeahnte Instinkte geweckt. Doch die Ermittlungen stehen unter keinem guten Stern: Zu viele Inselbewohner haben ein Motiv. Hatten doch einige innerkirchliche wie auch außenstehende Widersacher allen Grund dazu, dem Kleriker nach dem Leben zu trachten.

Der Krimi nimmt seine Leser mit in eine Welt der menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten, der Intrigen und der Rachegelüste. Und das alles mitten in einem dem kirchlich sozialisierten Leser so vertraut und zunächst einmal beschaulich daherkommenden kirchlichen Milieu. Dass ausgerechnet Ansgar van Halen, Priester und Leiter der Seelsorgeeinheit Möwewind, tot aufgefunden wird, dürfte für manchen Leser ein schwer zu verdauender erster Schockmoment sein. Doch mit diesem Unglück ist erst der Startpunkt gesetzt, danach überschlagen sich die Ereignisse.

 

Klatsch und Tratsch und Tiefgang

 

Die Autoren nehmen sich viel Zeit, um die einzelnen Verwicklungen der Inselbewohner detailreich zu schildern. Dabei ist keine der einzelnen Figuren überzeichnet, lediglich das Gesamtkonstrukt dürfte im Leser zuweilen den Wunsch wecken, inmitten einer solchen Gesellschaft der Rücksichtslosigkeiten nicht leben zu wollen. Im Hinblick auf die Darstellung der kleinen katholischen Inselgemeinde stehen die Pfarrsekretärin, der Küster, die aktiven Laien und nicht zuletzt der Pfarrer selbst für eine Kirche, die es – so der Religionspädagoge Christhard Lück – "ja eben immer noch gibt und die viele Menschen auch genauso ins Herz geschlossen haben". Nur vordergründig geht es dabei um Klatsch und Tratsch und die Frage, wer in der Gunst des charismatischen Pfarrers am höchsten steht. Die darunterliegende Frage bewegt die beiden gläubigen Autoren selbst immer und immer wieder: "Wie kann ich mein Christsein im 21. Jahrhundert leben?"

Buch-Tipp:
Andrea Timm, Christhard Lück
Der Mond ist aufgegangen
Ein Inselkrimi
392 Seiten, 12,5 x 19,5 cm, gebunden
ISBN 978-3-7462-4600-0
€ 12,95 [D / A]
Benno-Verlag

Mit ihrem Inselkrimi haben Andrea Timm und Christhard Lück erst den Anfang gemacht. Die Geschichte von Svea und Fritjof soll weitergehen. An Ideen mangelt es nicht. Der zweite Band wird den Titel "Weißt du, wieviel Sternlein stehen?" tragen und der Plot ist nach Angaben der Autoren durchkomponiert. Ganz ohne moralischen Zeigefinger werden erneut Menschen als Sünder und Gerechte gezeichnet. Auch im zweiten Band dürfen die Leser selbst darüber befinden, ob Sympathie oder Antipathie die Hauptfiguren begleiten.

 

Sicher aber werden auch in Zukunft die kirchlichen Komponenten nicht zu kurz kommen. Christhard Lücks Begeisterung für den Krimi als Ort der Auseinandersetzung mit praktisch-theologischen Fragen ist ungebrochen. Man darf also gespannt sein.

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