OSTERN

Aus dem Iran geflohen – jetzt wird sie getauft

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Ozra Kavous-Toopkanloo kam vor ein paar Jahren ins Münsterland – und konnte endlich Fragen zum Christentum stellen. Nach ihrer Taufe geht es weiter.

Wenn sie über das bevorstehende Fest spricht, strahlen die Augen von Ozra Kavous-Toopkanloo – so groß ist ihre Vorfreude auf die Osternacht. Zusammen mit ihrem Ehemann Masoud Khani und zwei weiteren Männern wird die 41-Jährige am Karsamstagabend von Pfarrer Peter Kossen in der Kirche in Lienen im Kreis Steinfurt getauft. Durch die Taufe, sagt Ozra Kavous-Toopkanloo, seit dem 1. April auch Küsterin in der Pfarrei Seliger Niels Stensen Lengerich, „bin ich näher bei Gott“.

Nach ihrer Flucht aus dem Iran ist das Paar vor zweieinhalb Jahren nach Lienen gekommen. Über einen Deutschkurs, den die Pfarrei für Geflüchtete anbietet, kam das Ehepaar in Kontakt zur Gemeinde. Schon länger hatten sich beide fürs Christentum interessiert, das im Iran als Religion verboten ist. In Lienen nun trafen sie Menschen, denen sie Fragen zum Glauben an Gott und Jesus stellen durften.

Vier Taufbewerber aus dem Iran

Im Sommer 2024 startete eine Katechesegruppe, zu der neben Ozra Kavous-Toopkanloo, ihrem Mann und den beiden weiteren Täuflingen auch Pfarrer Kossen und drei Frauen aus der Gemeinde gehörten. Die vier erwachsenen Taufbewerber stammen alle aus dem Iran. Sie verließen ihre Heimat, um in Freiheit leben zu können.

Mit einer bebilderten Kinderbibel vermittelte Kossen erste Glaubensinhalte: „Es gibt gute Angebote, die für Kinder gemacht, aber nicht kindisch sind.“ Der Film „Katholisch für Anfänger“ sei beim Erklären von Eucharistie und Firmung hilfreich gewesen.

Küsterin in Lengerich

„Gott ist gut“, sagt Ozra Kavous-Toopkanloo: „Der Weg mit ihm ist mein Weg.“ Die Hilfsbereitschaft der Christen und das friedliche Miteinander begeistern sie. Im Iran sei das anders gewesen. Dort werde Religion von den Politikern oft missbraucht, um den Menschen Angst zu machen.

„Wenn sie betet, dann spürt man als Außenstehender, dass sie tief im Gespräch mit Gott ist“, sagt Kossen über Ozra Kavous-Toopkanloo. Bis Ende Mai dauert ihr Sprachkurs noch. Seit Monatsbeginn ist die studierte Programmiererin und Buchhalterin mit 24 Wochenstunden als Küsterin in Lengerich angestellt.

Ausbildung zur Sakristanin

Schon im vergangenen Jahr hatte Ozra Kavous-Toopkanloo diesen Dienst ehrenamtlich in Lienen mit übernommen. Ab diesem Sommer lässt sie sich in einem Kurs des Generalvikariats in Münster zur Sakristanin ausbilden. Bis dahin unterstützt Vorgängerin Kerstin Waltermann sie bei Fragen.

Nun steht die Taufe an. Ein Fest nicht nur für die Taufbewerber, betont Pfarrer Kossen: „Die ganze Gemeinde freut sich auf die Osternacht.“ Nach dem Gottesdienst werde bei einer Agape-Feier im Gemeindehaus auch auf die Neugetauften angestoßen.

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