Bischof Felix Genn eröffnet Wallfahrtssaison am 24. April

Telgte erlebt trotz Corona keinen Rückgang der Pilgerzahlen

  • Trotz des Ausfalls eines Großteils der organisierten Wallfahrten hat der Marienwallfahrtsort Telgte keinen Rückgang der Pilgerzahlen in der vergangenen Corona-Saison verbucht.
  • Der Trend zum individuellen Pilgern hat sich verstärkt, kreative und digitale Angebote werden vermehrt genutzt.
  • Bischof Felix Genn eröffnet am Samstag (24. April) die Wallfahrtssaison 2021 – viele Programmpunkte in den kommenden Monaten sind noch ungewiss.

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Das ist erstaunlich: Die Zahl der Kerzen, die im westfälischen Wallfahrtsort Telgte im vergangenen Jahr von den Pilgern aufgestellt wurden, war höher als in anderen Jahren. Auf über 100.000 schätzt sie Wallfahrtsrektor Propst Michael Langenfeld. Für ihn ein Indiz dafür, dass sich die Besucherzahlen in der ersten Corona-Saison wahrscheinlich sogar etwas erhöht haben.

Und das, obwohl nur etwa ein Viertel der in anderen Jahren angemeldeten Wallfahrten kamen. „Es waren vor allem Einzelpilger“, erklärt Langenfeld das. Was durchaus zu einer langfristigen Entwicklung passt. „Den Trend zum individuell gestalteten Weg gibt es seit Jahren.“ Und so kamen an sonnigen Tagen im Sommer 2020, in dem sich die Pandemie-Situation entspannt hatte, zwar nicht die Gruppen der großen Fußwallfahrten, dafür aber viele Einzelpersonen, kleine Gemeinschaften oder Familien mit dem Rad oder zu Fuß. „Nicht selten waren es Menschen, die sonst mit den traditionellen Großgruppen gekommen wären, die sich auf eigene Faust auf den Weg machten.“

 

Delegationen anstelle großer Gruppen

 

Das wurde durch die Organisatoren der einzelnen Wallfahrten unterstützt. Zum Teil gab es dezentrale Angebote, die auch digital miterlebt werden konnten. Etwa bei der Osnabrücker Fußwallfahrt, die sonst mit etwa 10.000 Teilnehmern durch das östliche Münsterland nach Telgte zieht. „Der Weg wurde im vergangenen Jahr nur von einer Delegation bestritten – an den Stationen in den Orten an der Pilgerstrecke war die Teilnahme kleiner Gruppen möglich“, erklärt Langenfeld. „Andere konnten über Video oder per Smartphone dabei sein.“

Propst Michael Langenfeld.
Propst Michael Langenfeld bei einer Andacht in der Telgter Gnadenkapelle. | Foto: Michael Bönte

In Telgte selbst hatten sich die Organisatoren früh auf die veränderte Form der Wallfahrt eingestellt. „Anstelle der zentralen großen Pilgermessen haben wir die einzelnen Gruppen im Freien empfangen, ihre Kerzen gesegnet und kleine Andachten gefeiert“, sagt Langenfeld. „Wir wussten aus Erfahrung, an welchen Tagen die Menschen vermehrt kommen würden und haben ihnen signalisiert, dass sie gerade auch in der jetzigen Pandemiezeit willkommen sind.“

 

2020 überrascht, 2021 gut vorbereitet

 

Ohnehin wollen die Verantwortlichen in Telgte auch in diesem Jahr ähnlich kreativ mit den besonderen Herausforderungen in Corona-Zeiten umgehen. „2020 wurden wir noch überrascht, dieses Mal sind wir gut vorbereitet“, sagt Langenfeld. So wird es wieder einen „Actionbound-Kreuzweg“ geben, bei dem sich vor allem junge Pilger auf eine Art digitale Schatzsuche machen können. Auch Video-Angebote für Kinder, Gottesdienst-Übertragungen per Live-Stream und Impulse per Smartphone gehören in diesem Jahr schon zu den etablierten Programmpunkten.

Wenn Bischof Felix Genn am kommenden Samstag (24. April) die Telgter Wallfahrt eröffnet, wird noch ungewiss sein, welche klassischen Angebote in diesem Jahr möglich sind. Ob es nach dem Pontifikalamt in der auf 220 Sitzplätze reduzierten Propsteikirche die traditionelle Lichterprozession durch den Ort geben wird, soll kurzfristig entschieden werden. Wie zu vielen anderen Terminen in der bevorstehenden Saison.

 

Große Wallfahrten fallen wieder aus

 

Fest steht aber schon jetzt, dass die Osnabrücker Wallfahrt in diesem Jahr nicht in der großen Form stattfinden wird. Auch für die Kutschenwallfahrt sieht es nicht gut aus, sagt Langenfeld. „Denn es spielen viele Faktoren eine Rolle, vor allem, wie sich mögliche Besuchermassen in unserem kleinen Wallfahrtsort verteilen.“ Letztlich liegt die Entscheidung darüber bei der Stadt, mit der die Wallfahrtsorganisatoren im engen Kontakt stehen.

Weitere Informationen zur Wallfahrtssaion 2021 in Telgte: www.st-marien-telgte.de

Erfreut ist Langenfeld über die Planungen der vielen Gemeindewallfahrten, die trotz aller Ungewissheit fleißig für ihre Wege nach Telgte planen. Seine Zuversicht nährt sich auch daraus, dass die Hoch-Zeit der organisierten Wallfahrten im September und August liegt. „Ich hoffe, dass sich die Pandemie-Situation bis dahin entschärft hat.“ Dass auch die vielen Wallfahrtsleiter aus den unterschiedlichen Regionen des Bistums genauso zuversichtlich sind, ist für ihn eine gute Botschaft: „Sie zeigen, dass sie nicht gewillt sind, klein beizugeben.“

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