Anzeige
Ist das Wort Gottes nun schwach oder ausgesprochen stark? Benediktinerpater Thaddäus Vos gibt Antwortmöglichkeiten.
In der vergangenen Woche war an dieser Stelle von der Schwäche des Gotteswortes die Rede – das Zeugnis des Johannes aber sagt heute scheinbar etwas ganz anderes: „Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Ein Widerspruch? – Ja und Nein: Die Schwäche des Gotteswortes in das Getöse der Welt hinein und die Abhängigkeit der Heilsbotschaft vom „Ja!“ des gläubigen Herzens gehören zu dem „Erwählten Gottes, der nicht schreit und nicht lärmt, seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen lässt, das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht“, der also keine Gewalt anwendet, um seine Ziele durchzusetzen, sondern „wirklich das Recht“ bringt.
Erwartungen enttäuscht?
Insofern hat Jesus, das Mensch gewordene Gotteswort, wohl auch die Erwartung des Vorläufers enttäuscht, der später irritiert aus dem Gefängnis heraus fragen ließ: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Er erhält Jesu Antwort, die seine ganze Stärke verdeutlicht: Krankheit und Tod werden ebenso überwunden wie die Armut jeglicher Art der Menschen, die die Frohe Botschaft empfangen: „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (Lk 7,20.23).
Der gewaltfreie Erwählte Gottes, der im 42. Kapitel des Jesajabuchs verkündet wird, ist der, der auch selbst nicht verglimmt und geknickt wird, sondern an der Hand des Herrn zu Licht wird, um das Dunkel von Blindheit und Gefangenschaft zu überwinden.
Auch Petrus musste lernen
Die Lesungen vom Fest Taufe des Herrn / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.
Dies jedoch geschieht eben nicht unbedingt so, wie wir Menschen es uns vorstellen, sondern nach Gottes Plan. Auch Petrus musste das lernen: Er machte Jesus nach dessen erster Leidensankündigung Vorwürfe und wurde streng zurechtgewiesen: „Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ (Mt 16,23). Noch unmittelbar vor der Himmelfahrt des Auferstandenen gehörte er zu denen, die ihn fragten: „Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1,6), dachte also noch immer in dem engen Horizont der damals vielfach auch politischen, ja sogar militärischen Hoffnung auf den verheißenen Messias.
Als ihn aber seine Vision in Joppe belehrt: „Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein!“ (Apg 10,15) und er anschließend zum heidnischen Hauptmann Kornelius gerufen wird, lernt er: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ – und erweitert damit den Raum der offenen Kirche über die Grenzen des Judentums hinaus, durch die das Evangelium seine ganze missionarische Kraft im Sinne des Taufbefehls Jesu entfalten konnte.
Glaube scheint zu „verdunsten“