Weihbischof lehnt Rückzug ins Innerkirchliche ab

Theising: „Kirche muss sich in die Politik einmischen“

Mischt sich die Kirche zu sehr in politische Fragen ein? Im Gegenteil, so Wilfried Theising,  Bischöflicher Offizial in Vechta. Einsatz in der Politik gehöre zum christlichen Selbstverständnis, sagte er im Interview mit „Kirche+Leben“.

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Die Kirchen sollten sich weiterhin in politische Diskussionen einmischen. Das hat Weihbischof Wilfried Theising in einem Interview mit „Kirche+Leben“ (Ausgabe vom 26. März) gefordert. „Ich glaube, ein Staat wäre arm dran, wenn die Kirchen sich nicht einmischen“, sagte der Offizial für den oldenburgischen Teil des Bistums Münster. Einsatz in der Politik gehöre zum christlichen Selbstverständnis. „Wir tun das ja nicht, um den Staat oder die Gesellschaft irgendwie zu schwächen, sondern um unseren Beitrag zu leisten.“

Die Kirche bringe einen großen Erfahrungsschatz in Fragen, die das menschliche Leben an sich und das Miteinander beträfen. „Aus diesen Fragen können und müssen wir unseren Beitrag in die gesellschaftliche und politische Diskussion geben“, so Theising.

 

Unterstützung für Landwirte

 

Über gelegentliche Forderungen von Politikern, die Kirche solle sich in politischen Fragen mehr zurückhalten, könne er sich „nur wundern“. Hintergrund waren Äußerungen des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Johannes Singhammer (CSU). Er hatte in einem Zeitungsbeitrag die Kirchen zu mehr Zurückhaltung in politischen Fragen aufgefordert.

Angesprochen auf das Thema Landwirtschaft sagte der Weihbischof den Landwirten grundsätzlich die Unterstützung der Kirche zu. „Mir ist das ganze Thema wichtig, weil ich das Gefühl habe, dass Landwirtschaft oft sehr schnell nur negativ gesehen wird. Das halte ich nicht für richtig“, erklärte der Weihbischof. Es gehe dabei zum Beispiel darum, ob bäuerliche Familien ein gutes wirtschaftliches Auskommen haben.

 

Fehlentwicklungen im Blick halten

 

Wichtig sei daneben aber auch der kritische Blick auf Fehlentwicklungen. „Hier ist die entscheidende Frage, wie in der Landwirtschaft und in den nachgeordneten Wirtschaftszweigen Menschen behandelt werden, ob sie ausgebeutet oder ausgenutzt werden.“ Ebenso seien Themen wie Gülle, die Verschmutzung des Grundwassers und Tierwohl für die Kirche von Bedeutung.

„Kirche+Leben“ hatte den Ablauf der ersten hundert Tage im Amt als neuer Bischöflicher Offizial in Vechta zum Anlass für ein Interview mit Weihbischof Theising genommen. Dabei legte er auch ein deutliches Bekenntnis zu kirchlichen Kindergärten und Schulen ab. Er schloss dabei auch staatliche konfessionelle Grundschulen mit ein. „Ich freue mich, wenn wir sie in der Schullandschaft halten. Ich würde aber keinen Kampf anzetteln in der Weise, dass wir sie in jedem Fall erhalten müssen.“

 

Bekenntnis zu katholischen Schulen

 

Man müsse sich bei ihnen von Fall zu Fall fragen, wie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung verändert habe und wie die Eltern das sähen. Zudem bedeute die Umwandlung einer konfessionellen Grundschule in eine ohne konfessionelle Bindung nicht zwangsläufig, „dass dort keine christlichen Werte gelebt werden und kein guter Religionsunterricht sichergestellt ist“.

Das gesamte Interview in „Kirche+Leben“
In der aktuellen Ausgabe der münsterschen Bistumszeitung (Ausgabe zum 26. März 2017) können Sie das vollständige Interview mit Weihbischof Wilfried Theising lesen.
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