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Annemie Nijstad (67) aus Geldern-Walbeck im Kreis Kleve arbeitet als Alltagsbegleiterin für die Caritas. Wie sie dabei ihren Glauben bezeugt, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen.
Ich arbeite im Ruhestand 15 Stunden pro Woche als Alltagsbegleiterin für die Caritas Geldern-Kevelaer. Das Wort beschreibt die Aufgaben ziemlich gut: Eine medizinische oder Pflege-Ausbildung habe ich nicht; ich helfe Menschen bei ganz normalen Dingen.
Gestern habe ich eine Frau zum Augenarzt gebracht, die kein Auto mehr fahren kann. Ich begleite auch Menschen bei Arztgesprächen, wenn sie das möchten. Oder ich habe mit einem Mann eingekauft, der nicht mehr gut sieht.
Was Alltagsbegleitung ist
Themenwoche "Wie stehen Sie für Ihren Glauben ein?"
Am Sonntag der Weltmission am 27. Oktober geht es um Mission und Missionieren, natürlich. Ein für viele schwieriger Begriff, weil er ihnen viel nach Zwang und wenig nach Freiheit klingt. Doch wie leben Christinnen und Christen dann den Auftrag Jesu, seine Botschaft allen Menschen zu verkünden? Sechs Frauen und Männer erzählen.
Gemeinsam mit einer Frau, die an Demenz leidet, habe ich ihre Betten frisch bezogen und geholfen, Wäsche zu sortieren. Viele alleinlebende Menschen wollen einfach reden, Gedanken und Erinnerungen loswerden.
Obwohl die Alltagsbegleitung nicht wie klassische Pflege aussieht, gibt es ein Budget dafür bei der Pflegekasse. Ich weiß vorher, wieviel Zeit ich habe. Das ist schwierig. Beim Einkaufen kann ich vielleicht noch etwas Tempo machen. Aber manchmal muss ich einen Weg finden, ein Gespräch zu beenden, ohne jemanden zu enttäuschen.
Auf Menschen einlassen, ihnen zuhören
Ich engagiere mich gern für ältere Menschen und für Leute, die Hilfe nötig haben. Sie haben es verdient, dass ich mich auf sie einlasse, ihnen zuhöre.
Wenn mir aber jemand etwas von seinen Kindern oder Enkeln erzählt und mich um ein Urteil bittet – das gebe ich nie ab. Ich lebe schon lange in Walbeck, kenne viele dieser Kinder und Enkel. Das mache ich nicht.
Das Zeugnis des Glaubens ist selbstverständlich
Ich bin religiös groß geworden und bis heute gläubig, finde aber nicht, dass mein Glaube eine große Rolle bei meiner Arbeit spielt. Natürlich: Was ich tue, ist Nächstenliebe, die ist uns Christen aufgetragen. Das ist sicher eine Art Zeugnis. Aber für mich so selbstverständlich, dass ich nicht groß darüber nachdenke.
Bei meiner Arbeit ist der Glaube nur selten Thema. Wenn ich jemanden Neues begleite, versuche ich zu erspüren, ob der Glaube wichtig für sie oder ihn ist. Das ist vielleicht mal bei Menschen der Fall, die wissen, dass ich 30 Jahre im Pfarrbüro in Walbeck war. Aber die wenigsten Leute sprechen über den Glauben. Und missionieren will ich nicht.
Man kann das Nächstenliebe nennen, was ich tue. Aber eigentlich bin das einfach ich.