Themenwoche „Wie stehen Sie für Ihren Glauben ein?“ (4)

Ein Pfarrer: Wie Gespräche auf der Alm zur Mission werden

Anzeige

Was bedeuten Mission und Verkündigung für einen Priester? Was bedeutet es, für seinen Glauben einzustehen? Pfarrer Ferdinand Hempelmann aus Dülmen hat darauf eine besondere Antwort.

Die Bezeichnung „Missionar“ weckt bei vielen zwiespältige Assoziationen. Sie denken an jemanden, der sich im Besitz einer höheren Wahrheit wähnt und die Unkundigen belehrt.

Auch wenn ich mich nicht in diesem Sinn als Missionar sehe, ist mir dennoch bewusst, dass ich als Priester bei Menschen auch ganz unbewusst etwas anstoßen kann – Positives wie Negatives. Begegnungen prägen das Leben und hinterlassen Spuren. Nur in der Begegnung kann ich weitergeben, wozu ich mich habe weihen lassen.

Authentizität spielt große Rolle

Themenwoche „Wie stehen Sie für Ihren Glauben ein?“
Am Sonntag der Weltmission am 27. Oktober geht es um Mission, um Missionieren, natürlich. Ein für viele schwieriger Begriff, weil er ihnen viel nach Zwang und wenig nach Freiheit klingt. Doch wie leben Christinnen und Christen dann den Auftrag Jesu, seine Botschaft allen Menschen zu verkünden? Sechs Frauen und Männer erzählen.

Auch wenn ich meine Person nicht gern in den Vordergrund stelle, war ich mir stets im Klaren darüber, dass ich sie nie von dem lösen kann, was ich als Priester vermitteln möchte. Authentizität spielt dabei eine große Rolle.

Das ist mir im letzten Jahr wieder besonders deutlich geworden, als ich eine dreimonatige Sabbatical-Zeit im Ötztal in Tirol verbringen durfte. Seit vielen Jahren fahre ich in das kleine Dorf Niederthai. Dort wohne ich im alten Widum (Pfarrhaus), das direkt neben der Kirche des Dorfes steht. Zusammen mit Einheimischen gestaltete ich Gottesdienste auf Berggipfeln und Almen.

Die Wirkung von offenen Türen

Ein anderer Schwerpunkt lag auf dem personalen Angebot. Das bedeutet: Ich war einfach vor Ort, habe Touristen angesprochen oder ließ mich ansprechen. Dazu habe ich Zettel mit Sinnsprüchen, Gebeten und Bibelversen ausgelegt oder an Orten ausgehängt, wo Wanderer gern Halt machen, wie zum Beispiel beim Brunnen direkt vorm Widum. Die Kirchentür habe ich jeden Morgen aufgesperrt und bis spätabends aufgelassen.

Die offene Tür hat so manchen Vorbeikommenden dazu bewogen, einen Blick in die Kirche zu werfen. Manche nahmen einen von den Zetteln mit, andere schrieben in ein ausgelegtes Buch. Wieder andere suchten das Gespräch mit mir. Und immer wieder hörte ich, dass sie von dieser Offenheit freudig angetan waren.

Offene Haltung gehört dazu

Jeder Vorbeikommende hatte die Möglichkeit, sich von dem ansprechen zu lassen, was ihm ins Auge fiel: ein Bibelvers, der Kirchenraum und seine Atmosphäre, die Begegnung mit mir usw. Und jeder konnte einfach weiterziehen.

Mir ist dabei deutlich geworden, dass Kirche auch einen festen Ort braucht mit offenen Türen und Gläubige mit einer offenen Haltung, damit Menschen sich öffnen für neue Erfahrungen oder wieder öffnen für die Auseinandersetzung mit alten Erfahrungen. Zu einer offenen Kirchentür gehört eine offene Haltung, die von keiner Erwartung geprägt ist.
Mission“ hat unter anderem auch die Bedeutung „ehrenvoller Auftrag“. Ich fühle mich vom Herrn gesandt, das mit Freude zu tun, was ich tun kann.

Anzeige