„Ich kremple in Demut die Ärmel auf”

Theo Kröll wird Pfarrer in Bedburg-Hau – ein heikles Erbe

Theo Kröll wird am 7. April neuer Leitender Pfarrer der Pfarrei Heiliger Johannes der Täufer in Bedburg-Hau. Kröll startet mit Zuversicht – trotz der Geschichte seines Vorgängers.

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Der 7. April ist für Theo Kröll ein denkwürdiger Tag. Im Sonntagsgottesdienst führt ihn der Klever Dechant Stefan Notz in sein Amt als Leitender Pfarrer von Bedburg-Hau ein. Seit neun Jahren ist Kröll bereits Pastor in der Pfarrei Heiliger Johannes der Täufer. Mit großem Einsatz erfüllte er bisher diese Aufgabe. Für die Seelsorge fühlt er sich als Pfarrer berufen.

Nachdem sein Vorgänger durch Bischof Felix Genn von seiner Aufgabe als Leitender Pfarrer entpflichtet worden war, sah Kröll diese Aufgabe auf sich zukommen. „Die Anfrage hat mich nicht überrascht. Aus Münster kamen frühzeitig entsprechende Signale“, sagt er zu „Kirche-und-Leben.de”.

 

Kröll will im Team mit der Gemeinde leiten

 

Kröll hat das Amt als „Leitender“ für sich angenommen. Doch er tut es in der ihm eigenen Art. „Es wird kein triumphaler Einzug. Ich werde in Demut die Ärmel aufkrempeln und als Team mit der Gemeinde den Weg gehen“, sagt er. Diese Arbeitsform kommt seinem Naturell sehr entgegen.

Kröll sieht der Aufgabe mit Zuversicht entgegen. Er kennt die Gemeinde seit neun Jahren. „Hier lebt eine aktive Gemeinde“, beschreibt er sie. „Wir sind ein starkes Team aus Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen.“ Denkt er an die vergangenen Wochen, in denen Bedburg-Hau wegen des Verhaltens des entpflichteten Pfarrers unter Beobachtung der Öffentlichkeit stand, ist er sich sicher, dass die Gemeinde gerade deshalb zusammengerückt ist. „Und dieser Effekt hält an“, meint er. Niemand habe es so geplant, aber sei ein positiver Nebeneffekt.

 

260 Messdiener – Ein Pfund, mit dem die Gemeinde wuchern kann

 

„Viele sind bereit mitzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen“, weiß Kröll. Zum Beispiel in den Gremien wie dem Kirchenvorstand oder dem Pfarreirat. Das große Pfund, mit dem die Gemeinde wuchern könne, sei die aktive Jugendarbeit. Kröll berichtet von der Leiterrunde. 30 Messdiener und 30 Gruppenleiterinnen kümmern sich miteinander um die Jugendarbeit. Nicht ohne Stolz erzählt er von den 260 Messdienern, die in der Pfarrei ihren Dienst verrichten.

Die Seelsorge in Bedburg-Hau gleicht einer personellen und logistischen Herausforderung. Für den Pfarrer ist von Bedeutung, dass bei den sechs Ortsteilen ein Gefühl der Gemeinschaft präsent ist. „Wir sind eine Gemeinde“, sagt er. Zum Beispiel werden die Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen gefeiert. An wechselnden Ortschaften ziehen die beiden Fronleichnamsprozessionen. Die Gremien tagen ebenfalls an unterschiedlichen Orten. „Wir starten mit der Seelsorge ja nicht von vorne“, meint Kröll.

 

Was Pfarrer Kröll über seinen Vorgänger denkt

 

Er spürt für sich persönlich keine große Belastung. Aber sicher benötige er Zeit, um zu verstehen, was da passiert ist. Schließlich hätten er und sein Vorgänger zwei Jahre vernünftig miteinander gearbeitet. Der Pastor fordert, dass die Staatsanwaltschaft bei aller Rechtmäßigkeit eine deutliche Sprache spreche. Da habe jemand sein Amt als Leitender Pfarrer missbraucht, „um junge Männer anzugraben“.

Die Einstellung des strafrechtlichen Verfahrens sei verheerend für die Familie und die Pfarrei. Es kämen jetzt durchaus Briefe mit dem Inhalt, da sei ja gar nichts gewesen. Wenn man als Kirche glaubwürdig bleiben wolle, müsse man das Verhalten des Vorgängers weiter verfolgen.

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