„Zynisch und frustrierend, weil Beteiligung nicht funktioniert“

Theologe Bogner kritisiert Umgang der Kirche mit engagierten Laien

In der Debatte um Reformen in der katholischen Kirche kritisiert der Moraltheologe Daniel Bogner fehlende verbindliche Formen der Beteiligung von Laien.

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In der Debatte um Reformen in der katholischen Kirche kritisiert der Moraltheologe Daniel Bogner fehlende verbindliche Formen der Beteiligung von Laien. „Sich in der Kirche zu engagieren, um etwas zu verändern, das ist teilweise sehr frustrierend, weil Kirche gar keine Formen und Verfahren anbietet, dass das funktionieren kann“, sagte Bogner in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Ein Laie dürfe stets nur beraten und müsse „das Glück haben, dass einem einer zuhört“.

Was fehle, seien „wirklich verbindliche Formen der Beteiligung und Mitentscheidung“, monierte Bogner, der vor einiger Zeit das Buch „Ihr macht uns die Kirche kaputt“ veröffentlicht hat. „Der Umgang mit dem Engagement und dem Einsatz der Gläubigen ist geradezu zynisch in der katholischen Kirche, und zwar vom System her, nicht von vielen durchaus offenen Amtsträgern und Verantwortlichen her.“

 

Christen seien zu „brutalem Spagat“ gezwungen

 

Aus Sicht Bogners müssen viele Gläubige einen „brutalen Spagat“ zwischen zwei Welten hinbekommen: ihrem Leben als Christ und der Institution Kirche. Auf ihn wirke es „respektlos, dass die Kirche das scheinbar ungerührt in Kauf nimmt“. Die Kirche habe sich die „Struktur einer absolutistischen Monarchie“ gegeben.

Immer mehr Initiativen wollten den Status quo nicht mehr akzeptieren. „Sie nehmen es sich heraus, offen ungehorsam zu sein. Sozusagen die kalkulierte Regelverletzung“, sagte Bogner. „Es bedeutet, die Platzanweisung durch die Institution zu verweigern.“

 

Streik ein mögliches Mittel?

 

Um Veränderungen zu erreichen, könnte aus Sicht Bogners ein Streik ein „schlüssiger Schritt“ sein. Gläubige könnten etwas tun und müssten nicht passiv bleiben. „Mein Tipp wäre: Fantasie einschalten, kreativ sein, Verbündete suchen und dann heraustreten aus der vordefinierten Rolle.“ Bogner betonte zugleich generell, dass Kirche „Gott sei Dank“ nicht gleich Kirche sei.

Kritik übte Bogner am Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Zusammenhang mit dem Reformdialog Synodaler Weg. Die Laien vom ZdK hätten einen „großen Fehler gemacht, als sie der Satzung zugestimmt haben“. Beschlüsse müssten vom jeweiligen Ortsbischof bestätigt werden. „Verbindlich ist dieser Weg also gerade nicht, es gibt keine Augenhöhe zwischen Laien und Klerus.“ Er sei gespannt darauf, ob die Laien „wirklich auf den Tisch hauen, wenn sichtbar wird, dass es wieder nur Gesprächstherapie bleibt“, sagte Bogner. Sonst leide die Glaubwürdigkeit auch des Zentralkomitees.

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