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Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück kritisiert das katholische Reformprojekt Synodaler Weg. Die Verantwortlichen wollten demokratische Strukturen durchsetzen, die nicht mit der Verfasstheit der katholischen Kirche vereinbar seien, schreibt Tück. Das angestrebte Konstrukt eines Synodalen Rats aus Bischöfen und Laien komme "einem kühnen Umbau der Kirchenverfassung gleich".
Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück kritisiert das katholische Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland. Die Verantwortlichen wollten demokratische Strukturen durchsetzen, die nicht mit der Verfasstheit der katholischen Kirche vereinbar seien, schreibt Tück in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das angestrebte Konstrukt eines Synodalen Rats als Leitungsgremium zum Beispiel, das paritätisch aus Bischöfen und Laien besetzt sein solle, komme "einem kühnen Umbau der Kirchenverfassung gleich".
Ein solches "ständiges Sekretariat" blähe zudem den kirchlichen Apparat weiter auf und "verschlinge beträchtliche Finanzmittel bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen". Darüber hinaus stellten sich praktische Fragen, ergänzte der Theologe: "Nach welchen Kriterien wird Laien quasi bischöfliche Leitungsautorität übertragen? Wer trifft die Auswahl, wer in ein solches (...) Mischgremium berufen wird? Was ist die theologische Legitimität?"
"Gefangene von Mehrheitsvoten"
Tück befürchtet durch die Schaffung eines Synodalen Rats, "der die Bischöfe zu Gefangenen synodaler Mehrheitsvoten machen könnte", eine Schwächung der kirchlichen Verfassung, in der Bischöfe eine entscheidende Rolle spielen. Ein Synodaler Rat schmälere die Bedeutung der Bischofskonferenz als vermittelnde Größe zwischen Ortskirchen und Weltkirche. Deutsche Bischöfe könnten als Mitglieder des weltweiten Bischofskollegiums in Konfliktlagen geraten, wenn der Synodale Rat als eine Art Gegenlehramt auftrete, das gezielt von universalkirchlichen Vorgaben abweiche.
Der Wiener Theologe sieht in den Plänen des Synodalen Wegs einen Umbau der Struktur der katholischen Kirche. Diese solle den Standards demokratischer Rechtskultur angeglichen werden: "Fraglich ist allerdings, ob sich das Prinzip der Gewaltenteilung, Maßstab im politischen Raum, eins zu eins auf die hierarchische Verfassung der katholischen Kirche übertragen lässt."
"Halbierung des Reformbegriffs"
Das Zweite Vatikanische Konzil habe gerade die Untrennbarkeit von Weihe- und Hirtengewalt gelehrt. Vor diesem Hintergrund habe Joseph Ratzinger bereits 1970 betont, einer Synode "würde jede Legitimität fehlen, und ihr müsste daher der Gehorsam entschieden und eindeutig versagt werden".
Tück attestiert dem Synodalen Weg darüber hinaus eine "Halbierung des Reformbegriffs auf Macht- und Strukturfragen". Stattdessen hätte dem Thema Evangelisierung und "kreativen Maßnahmen gegen die andauernde Versteppung des Glaubens" mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen.
"Synodaler Rat ist keine Lösung"
Die Einsetzung eines Synodalen Rates werde keine Lösung bringen. Das zeige ein Blick auf die evangelische Kirche, die trotz entsprechender Reformen mit Erosionsprozessen konfrontiert sei.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, verschärft durch die Skandale um sexualisierte Gewalt. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.