„Kirche muss öffentlich präsent bleiben“

Theologen warnen vor Gefahren einer „digitalisierten Kirche“

Die Coronakrise hat nach Ansicht der Theologen Gregor Maria Hoff, Julia Knop und Thomas Söding zu einem Digitalisierungs-Schub in der katholischen Kirche geführt. Das biete sowohl Chancen, berge aber auch Gefahren.

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Die Coronakrise hat nach Ansicht der Theologen Gregor Maria Hoff, Julia Knop und dem aus Münster stammenden Thomas Söding zu einem Digitalisierungs-Schub in der katholischen Kirche geführt. Den dadurch entstandenen Chancen stünden allerdings auch Gefahren gegenüber, warnen sie in einem jetzt veröffentlichten Impulspapier. Das Internet dürfe nicht zu einer „Projektionsfläche von Kirchenbildern werden, die mit Ausgrenzungen arbeiten“. Es gelte, die Gefahr zu bannen, „dass Filterblasen entstehen und hate speech in die Kirche einzieht“.

Gleichzeitig fordern die Theologen, weiterhin abseits der virtuellen Welt Räume der Begegnung etwa für ökonomisch schwache, gesundheitlich angegriffene, einsame und alte Menschen offen zu halten. Die im Kampf gegen Corona bedingten Einschränkungen von Grundrechten wie der Religions- und Versammlungsfreiheit dürften nicht zum Dauerzustand werden. „Die öffentliche Präsenz der Kirche ist ihrem Auftrag geschuldet.“

 

Grundlage für Beratungen beim Synodalen Weg

 

Das Impulspapier soll eine Grundlage für die weiteren Beratungen beim Synodalen Weg zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland liefern. Wegen der Corona-Pandemie wurde die ursprünglich vorgesehene zweite Vollversammlung der Initiative verschoben. Stattdessen sind für den 4. September Regionalkonferenzen an fünf verschiedenen Orten mit jeweils rund 50 Teilnehmern geplant.

Am Vormittag wollen die Synodalen über die aus der Pandemie resultierenden Herausforderungen für den Reformdialog sprechen. Am Nachmittag steht ein Austausch über zwei der vier Foren auf der Agenda, die inhaltliche Vorarbeiten für die Synodalversammlungen leisten sollen. Konkret geht es um die beiden Foren zur Rolle von Frauen in der Kirche und zur Sexualmoral. Beide Arbeitsgruppen haben ihrerseits einen Stand der Zwischenarbeiten auf der Homepage des Synodalen Wegs veröffentlicht.

 

Wie geht es weiter auf dem Synodalen Weg?

 

Die beiden anderen Foren zu Macht und Gewaltenteilung sowie priesterlicher Lebensform werden ihre Überlegungen spätestens auf der nächsten Synodalversammlung vom 2. bis 4. Februar 2021 in Frankfurt vorstellen. Von den Veranstaltern hieß es, man sei zuversichtlich, dass diese Versammlung auch unter den durch die Pandemie veränderten Bedingungen stattfinden könne.

Die Regionalkonferenzen, die als Reaktion auf die Pandemie angesetzt wurden, können keine Beschlüsse fassen. In ihnen geht es um eine Vertiefung der bisherigen Debatten unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen aus dem Kampf gegen Corona.

Ein Ziel des von den katholischen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ins Leben gerufenen Synodalen Wegs ist es, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen für die Kirche zurückzugewinnen.

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