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Theologie wird international oft an kirchlichen Hochschulen gelehrt, in Deutschland vorwiegend an staatlichen Universitäten. Die deutschen Bischöfe haben sich jüngst neu dazu bekannt. Das verpflichtet aber auch die Lehrenden, sagt Klaus Gaßner in seinem Gast-Kommentar.
Welche große Bedeutung Gemeinschaft in der Welt der Gelehrsamkeit hat, das drückt sich bereits im Namen aus: „Universitas“, die Gesamtheit der Wissenschaften, stand gar Pate bei der Gründung der Hochschulen.
Die deutschen Bischöfe haben nun deutlich gemacht, dass auch die Theologie zu dieser Gesamtheit gehört, dass sie mithin unverzichtbar im Kanon der staatlichen Universitäten ihren Platz hat. Und nicht, so steht es im ungeschriebenen Teil des Papiers, in einer davon separierten, gerade neu gegründeten „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“.
Reibung zwischen Lehre und Forschung
Ein klares Wort, ein richtiges Wort – aber auch ein Wort, das Brisanz hat. Denn es adelt die Reibung, die sich naturgemäß auftut zwischen der festgeschriebenen bischöflichen Lehrautorität und der natürlichen Autorität der akademischen Forschung.
Wenn in der Hochphase des Synodalen Weges aus Rom Kritik am deutschen Reformweg geübt wurde, so war das auch eine implizite Kritik an der deutschen „Gelehrtentheologie“. Denn fraglos hat gerade die große Nähe zu anderen Wissenschaften für die besondere Qualität der deutschen „Lehre von Gott“ gesorgt.
Auseinandersetzung schafft Akzeptanz
Der Autor
Klaus Gaßner ist Chefredakteur des Konradsblatts, der Wochenzeitung des Erzbistums Freiburg.
Die müsse sich „in Echtzeit vor dem Forum der wissenschaftlichen Vernunft“ beweisen, wie es so schön in dem bischöflichen Papier steht und das heißt auch, die eigenen Lehrsätze so zu hinterfragen, dass sie nicht im Kontrast stehen zum Wissen der Zeit.
Erst diese Auseinandersetzung verschafft der Theologie die Akzeptanz, die sie benötigt in einer Zeit, in der die Wissenschaften zu einem Motor jeder gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklung geworden sind.
Weckruf an theologische Fakultäten
Allerdings: Das Wort der Bischöfe muss auch ein Weckruf sein an die eine oder andere der theologischen Fakultäten. Auch an den Hochschulen macht sich der Bedeutungsverlust der Religion bemerkbar, die Zahl der Studentinnen und Studenten ist erheblich eingebrochen.
Dies wird über kurz oder lang die Frage nach der Fortexistenz derzeit noch gut bestallter Lehrstühle aufwerfen, denn auch die staatlichen Hochschulen unterliegen einer beständigen Evaluation: Um vom Tropf der finanziellen Grundsicherung weiter gut genährt zu werden, bedarf es eben auch des beständigen Nachweises, dass die Disziplin Relevanz hat in der Welt, dass sie Zeichen der Zeit zu deuten weiß.
Professorenstuhl als Ruhekissen
Theologen müssen dies täglich unterstreichen – und nicht nur durch Beiträge in der innerkirchlichen Reformdebatte. Ein Professorenstuhl ist weniger denn je ein gut gepolstertes Ruhekissen.
Wenn Theologie der Welt etwas zu sagen hat, dann ist es auch an den Hochschultheologen, das Wort in der Öffentlichkeit zu führen!
In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.