Sozialethikerin Ursula Nothelle-Wildfeuer warnt vor Ausgrenzung von schuldlos Nicht-Geimpften

Theologin: Keine Sonderstellung für Geimpfte

  • Die katholische Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer ist gegen eine pauschale Aufhebung der Corona-Auflagen und -Einschränkungen für Geimpfte.
  • Eine Rückgabe von Freiheitsrechten führe zu einer "Zweiklassengesellschaft" und gefährde den sozialen Frieden, sagte die Sozialethikerin.
  • Nothelle-Wildfeuer plädierte dafür, Einschränkungen der Grundrechte erst dann aufzuheben, wenn nahezu alle Impfwilligen eine Chance auf eine Impfung erhalten haben.

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Die katholische Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer ist gegen eine pauschale Aufhebung der Corona-Auflagen und -Einschränkungen für Geimpfte. Dies bedeute eine Benachteiligung von Nicht-Geimpften, die durch die Impforganisation und den knappen Impfstoff bislang keine Chance auf eine Impfung hätten. "Eine Ausgrenzung von Personen, die für ihren Status keinerlei Schuld trifft, muss unbedingt vermieden werden", sagte die Sozialethikerin bei einer Online-Diskussion der Katholischen Akademie Freiburg.

Eine Rückgabe von Freiheitsrechten führe zu einer "Zweiklassengesellschaft" und gefährde den sozialen Frieden, argumentierte Nothelle-Wildfeuer. Auch ginge die gesellschaftliche Akzeptanz für die Impfstrategie verloren. Ausnahmen sieht die Theologin nur bei Alteneinrichtungen, die wieder stärker zum normalen Leben zurückkehren sollten, wenn alle Bewohner und Pflegekräfte geimpft sind.

 

"Stillschweigender, solidarischer Gesellschaftsvertrag"

 

Die aktuelle Impfpolitik versuche, den Schutz besonders verletzlicher und gefährdeter Gruppen sowie das Ziel einer schnellen Eindämmung der Pandemie in Balance zu bringen, so die Theologin. Grundlage dafür sei ein "stillschweigender, solidarischer Gesellschaftsvertrag". Wenn nun Geimpfte mehr Freiheiten erhielten, werde diese Solidarität aufgekündigt.

Nothelle-Wildfeuer plädierte dafür, Einschränkungen der Grundrechte erst dann aufzuheben, wenn nahezu alle Impfwilligen eine Chance auf eine Impfung erhalten haben. "In einer solchen Solidarität zeigt sich die Humanität einer Gesellschaft."

 

Produktion steigern, Patente aufheben

 

Ihrer Einschätzung zufolge ist bisher gelungen, trotz Schwierigkeiten und "Gerechtigkeitslücken" den knappen Impfstoff weitgehend gerecht zu verteilen und zu verimpfen. Zugleich müssten Fehler und Probleme entschlossener angegangen werden.

Einerseits gehe es darum, die Impfstoffproduktion zu steigern und die Aufhebung von Patenten zu diskutieren. Andererseits sollten nicht alle Entscheidungen zentral und bürokratisch getroffen werden, sagte Nothelle-Wildfeuer. "Im Sinne der Subsidiarität gehört dazu, vor Ort und beispielsweise den Hausärzten mehr Verantwortung zuzutrauen."

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