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Die Tübinger Gastprofessorin Sonja Angelika Strube sieht Zusammenhänge zwischen einem „Neurechten Christentum“ und der AfD. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte die Theologin am Montag, die Gruppe „Demo für alle“ habe auch eine Werbefunktion für die Rechtspopulisten. Beispielsweise, wenn deren Vertreter neben dem emeritierten österreichischen Weihbischof Andreas Laun auf Veranstaltungen sprächen. Strube hat jetzt und im Sommersemester eine Gastprofessur an der Universität Tübingen.
Die Theologin hat sich als eine der ersten dem Themenfeld Rechtspopulismus und Christentum zugewandt. „Neurechtes Christentum“ zeige sich vor allem online. In Internetforen gebe es in Leserspalten eine Radikalisierung mit menschenfeindlichen Einstellungen und der Abwertung Andersdenkender. Der Islam gelte als Ideologie. Zudem werde eine vermeintliche Genderideologie bekämpft. Es gebe Fremden- und Frauenfeindlichkeit. Politisch Rechtsgerichtet wollten sich mit kirchlich Engagierten vernetzen, so Strube. Kontakte zu Pegida gebe es wegen deren „schrillen Parolen“ nicht.
Nähe zu Traditionalismus und Antimodernismus
Mit Blick auf Frömmigkeitsformen sieht Strube eine Nähe zu Traditionalismus und Antimodernismus. Diese Menschen täten sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sehr schwer, wollten aber auch nicht unbedingt zu den Piusbrüdern.
Strube sprach von einer kleinen Minderheit, die aber „viel Krach schlägt, im Internet sehr aktiv ist und intensiv den Kontakt mit Bischöfen und Ordinariaten sucht“. Sie wollten den Anschein erwecken, eine große Menge zu repräsentieren. Weil sich diese Gruppe nicht mehr durch Papst und Bischöfe bestärkt fühlen könnten, würden diese selbst „zu Angriffszielen und als häretisch gebrandmarkt“. Deutlich sei, dass „Papsttreue nur solange eingefordert wurde, wie man die eigenen Meinungen von Rom gedeckt empfand“.
Studenten lernen Strategien zu durchschauen
Den Wortführern dieses Milieus gehe es um Kirchenpolitik, und sie wollten „den Kurs der gesamten römischen Weltkirche allein in ihrem Sinne unveränderbar festgelegt wissen“. Laut Strube sind die Studierenden froh, dass das Thema behandelt werde. Sie lernten, Strategien neurechter politischer Akteure zu durchschauen.