Studie: Seit 1900 vor allem Männer und Priester heiliggesprochen

Theologin Reisinger: Unter den Heiligen fehlen Laien, Frauen, Mütter

  • Die katholische Theologin Doris Reisinger kritisiert, dass weit überwiegend Männer und Priester heiliggesprochen werden.
  • Der "typische Heilige" ist laut Reisinger bislang "ein weißer europäischer Priester".
  • Es fehlten dagegen die afrikanische Mutter, der asiatische Familienvater, die lateinamerikanische Ärztin und der australische Arbeiter.

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Die katholische Theologin Doris Reisinger fordert von ihrer Kirche einen anderen Umgang mit Heiligsprechungen. In der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" verlangt sie "eine wachsende Menge an Laien beiderlei Geschlechts, denen die Kirche bestätigt, ein heiliges Leben geführt zu haben". Dies müsse "ohne Keuschheitsgelübde und Martyrium" möglich sein.

Der "typische Heilige" ist laut Reisinger bislang "ein weißer europäischer Priester". Es fehlten dagegen die afrikanische Mutter, der asiatische Familienvater, die lateinamerikanische Ärztin und der australische Arbeiter. Solange es diesen Mangel gebe, fehle der Kirche etwas Wesentliches. Reisinger äußerte sich anlässlich des Feiertags Allerheiligen am 1. November.

Heilige sind vor allem Männer - und Priester

Sie bezog sich auf eine Untersuchung, nach der unter den Heiliggesprochenen der vergangenen 122 Jahre Männer und dabei Priester mit knapp 90 Prozent überrepräsentiert seien. Reisinger: "Dabei besteht die Kirche nicht nur zu 99 Prozent aus ganz normalen Menschen, sondern sie legt seit Jahrzehnten Wert darauf, dass gerade diese Menschen heilig werden können."

Mit Blick auf Nikolaus von der Flüe fragt Reisinger: "Wäre eine Mutter heiliggesprochen worden, die ihren Mann mit ihren zehn Kindern zurückgelassen hätte, um ein Leben als Einsiedlerin zu führen? Das ist eine Lebensgeschichte, die wohl nur für einen Mann und Vater als vorbildlich gelten kann."

Für Frauen "nur" Leidenswege zur Heiligkeit?

Im Heiligenkalender gebe es "ebenso wenig ein männliches Pendant zu 'Heiligen Jungfrauen' wie ein weibliches Pendant zu männlichen 'Hirten'". Reisinger kritisierte, Sexualität, Mutterschaft, sexuelle Gewalt und Tod durch einen Vergewaltiger seien "anscheinend weibliche Wege zur Heiligkeit".

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