PERSONALIE

Historiker Thomas Großbölting ist tot - Leiter der Missbrauchsstudie Münster

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Der 55-Jährige hinterlässt eine Ehefrau und vier Kinder. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge starb er gestern bei einem Zugunglück.

Der Historiker Thomas Großbölting ist tot. Der Leiter der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster von 2022 starb gestern im Alter von 55 Jahren. Nach Information der Universität Hamburg, wo er zuletzt lehrte, hinterlässt der Verstorbene eine Frau und vier Kinder. 

Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde er Opfer der Kollision eines ICE mit einem Sattelschlepper in Hamburg-Rönneburg. Bei dem Unglück waren 291 Personen an Bord, 25 Personen wurden verletzt, Thomas Großbölting war offenbar das einzige Todesopfer.

Verbunden mit dem Bistum Münster

Großbölting leitete die vom Bistum Münster in Auftrag gegebene Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Verantwortliche des Bistums Münster, die 2022 vorgestellt wurde. Erst im April vergangenen Jahres wurde er auf Vorschlag des Bistums Mitglied der Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster (UAK)

Großbölting war überdies an der Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland beteiligt, die Anfang 2024 vorgestellt wurde. 

Theologe aus dem Münsterland

Thomas Großbölting stammt aus Dingden bei Hamminkeln, wuchs in Bocholt auf und studierte Geschichte, katholische Theologie und Germanistik in Köln, Bonn, Rom und Münster. Von 2009 bis 2020 war er Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. 

Seit 2021 lehrte Großbölting an der Universität Hamburg, war seit 2022 Direktor der dortigen Akademie der Weltreligionen. Eines seiner Forschungsgebiete ist die Geschichte des 20. Jahrhunderts und des religiösen Wandels im Nachkriegsdeutschland.

„Leidenschaft für unangenehme Themen“

Die Universität Hamburg würdigte Großbölting als eine „prägende Persönlichkeit im Bereich der Neueren Geschichtswissenschaften“. Neben seinen akademischen Leistungen werde er „vor allem als geschätzter Kollege und Mensch in Erinnerung bleiben“, schreibt Hauke Heekeren, Präsident der Universität. Die Dekanin der Fakultät für Geisteswissenschaften, Silke Segler-Meßner, würdigte seine „Leidenschaft für die bisweilen unangenehmen Themen“ und seinen „scharfen analytischen Verstand“. Studierende und Lehrende habe er „gleichermaßen begeistern und mitreißen“ können.

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