Engagierter Vortrag im Münsteraner Dom

Thomas Sternberg: Synodaler Weg ist großer Erfolg

  • Thomas Sternberg, ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sieht die Kirche in einer Zeitenwende.
  • Beim geistlichen Themenabend im Münsteraner Dom spricht er von einem dramatischen Rückgang von Mitgliedern in der katholischen Kirche.
  • Trotz allem brauche es für den christlichen Glauben auch die Kirche, sagte Sternberg in seinem Vortrag.

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Die katholische Kirche erlebt nach Ansicht des früheren Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, momentan eine Zeitenwende. „Wir Katholiken werden deutlich weniger“, sagte er am Mittwochabend im Dom von Münster. „Noch nie gab es täglich so große Austrittszahlen. Der Rückgang ist dramatisch.“

Der Missbrauchsskandal habe das kirchliche Selbstbewusstsein massiv erschüttert und sei Auslöser von Unzufriedenheit bis in die Kerngemeinden hinein, so Sternberg. „Trotz allem braucht es für den christlichen Glauben aber auch die Kirche.“

Synodaler Weg „großer Erfolg“

Sternberg zog bei einem geistlichen Themenabend zur Fastenzeit ein positives Fazit des Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland: „Trotz massiven Störfeuers aus Rom ist der Synodale Weg ein großer Erfolg geworden.“ Dabei habe sich gezeigt, dass die Kirche zu Veränderungen fähig und willens sei.

Die Vollversammlung des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg hatte Anfang März für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen beschlossen. So sollen Frauen und nicht geweihte Männern künftig in Gottesdiensten predigen können. Weiter soll es Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratete Geschiedene geben. Der Papst soll gebeten werden, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen.

Scharfe Kritik an kleinen Gruppen

„Durch die internationale Aufmerksamkeit ist deutlich geworden, dass das, was wir an Themen behandelt haben, auch in vielen anderen Ländern der Welt ansteht“, führte Sternberg aus. Scharfe Kritik übte er an „kleinen, sehr lautstarken Protestgruppen“ wie Maria 1.0, die den Rosenkranz für politische Agitation missbrauchten. „Das ist eine katholische AfD-Variante, die des Streits unter Katholiken unwürdig ist.“

Nach den Worten von Sternberg gibt es in den Gemeinden auch deshalb Unzufriedenheit, weil wegen des Priestermangels die Pfarreien zugunsten von Großeinheiten fusioniert würden. „Wir erleben zurzeit den Zusammenbruch der Sozialgestalt der Kirche.“ Unüberschaubare Einheiten überforderten aber Leitungen und Gläubige. „Eine hierarchische Kirche, die sich nur auf die Autorität des Amtes stützt, ist am Ende“, mahnte Sternberg. Die Laien sollten die Dinge verstärkt selbst in die Hand nehmen. Notwendig seien aber auch Priester. Wenn einzelne Bischöfe ein paar verheiratete Diakone zu Priestern weihen würden, könnten deshalb kaum Sanktionen folgen.

Weiterer Vortrag steht an

Die Vorträge zur Fastenzeit stehen in diesem Jahr unter dem Leitthema "Umkehr und Erneuerung". In der nächsten Woche liest der Regisseur und Autor Patrick Roth unter dem Titel "Lebenswandel: Neue Töne, neue Farben" aus eigenen Werken.

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