Kardinal Marx: "Im Bistum Dresden-Meißen geht noch was!"

Timmerevers in Dresden als Bischof eingeführt

Der Bischofsstuhl im Bistums Dresden-Meißen ist wieder besetzt. Bei der Einführung von Bischof Heinrich Timmerevers gab es markige Worte von Kardinal Reinhard Marx: "In Sachsen und Ostthüringen geht noch was!"

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Nach einem Jahr "ohne", hat das katholische Bistum Dresden-Meißen jetzt wieder einen neuen Bischof: Heinrich Timmerevers hat am Samstag (27.08.2016) als 50. Bischof in der Geschichte des kleinen Diasporabistums sein Amt angetreten. "Das Evangelium ist für Sachsen und Ostthüringen noch nicht ausgereizt – da geht noch was." Kardinal Reinhard Marx, bekannt für markige Worte, zeigte dem neuen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, direkt mal das Entwicklungspotential auf.

Die Diasporasituation des Bistums ließ kein Redner bei der Amtseinführung am Samstag in der Hofkirche aus. Für Timmerevers, bislang Weihbischof im Bistum Münster, ist es eine völlig neue Umgebung: Rund 80 Prozent der Sachsen sind konfessionslos, nur knapp vier Prozent katholisch. Insgesamt zählt das Bistum 142.000 Gläubige.
Muttersprache Plattdeutsch

Timmerevers, der vor zwei Tagen 64 wurde, gilt als sehr seiner südoldenburgischen Heimat verbunden. Plattdeutsch nennt er seine Muttersprache. Doch nun will er sich ganz auf seine neue Diözese und die Menschen dort einlassen. "Ich möchte hier im Bistum Dresden-Meißen neue Wurzeln schlagen und bei Ihnen ein Zuhause finden", sagte er in seiner Predigt vor rund 1.500 Gästen in und vor der Kathedrale. Über 30 Bischöfe aus dem In- und Ausland umarmten den Mitbruder, nachdem ihm der Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, die päpstliche Ernennungsurkunde überreicht und Timmerevers erstmals auf den Bischofsstuhl Platz genommen hatte.

Berlins Erzbischof Heiner Koch, bis vor einem Jahr Bischof in Dresden, appellierte an seinen Nachfolger: "Kämpfe und ringe mit den Menschen hier um den Glauben und lerne von ihnen – du wirst sehen, wie nahe sie Gott schon sind". Auch Sachsen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ermutigte Timmerevers, sich "einzumischen" im Freistaat, der "noch immer geprägt ist von den vielen Menschen, die nicht glauben". Deshalb sei es wichtig, "Religion und Glauben sichtbar und erlebbar zu machen, denn religiös zu sein ist normal und gehört zum Alltag", so der bekennende Katholik.

 

Erste Begegnungen

 

Timmerevers berichtete von ersten Begegnungen mit seinen neuen Gläubigen beim 100. Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig, als er bereits von Papst Franziskus zum neuen Dresdner Bischof ernannt war. Manche hätten da den Wunsch geäußert: "Hoffentlich bleiben Sie länger!" Schmunzelnd blickte sich Timmerevers zu seinem Vorgänger Koch um, der im September nach nur zweieinhalb Jahren von Dresden nach Berlin gewechselt war. Doch wie verbunden man Koch in Dresden-Meißen immer noch ist, zeigte sich mehrfach. So begann Dompfarrer Norbert Büchner bei der sogenannten Treuebekundung des Klerus: "Lieber Bischof Heiner - äh, Heinrich..."

Der evangelische Landesbischof, Carsten Rentzing, verriet, dass Timmerevers bereits erste Erkundungen mit seinem Drahtesel entlang der Elbe unternommen habe. Mit Blick auf die traditionell gut funktionierende Ökumene im Bistum, bot er seinem katholischen Amtsbruder direkt mal gemeinsame Radtouren an: "So wie man beim Fahrradfahren den Schwung gebenden Rückenwind, aber ebenso den scharfen Gegenwind erfährt, so gilt es für uns als Bischöfe, die Wirklichkeiten von Land und Leuten immer wieder neu zu erfahren."

 

Ökumene und Interreligiosität

 

Zu dieser Wirklichkeit gehören in Sachsen auch Pegida und die AfD. Der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken in Dresden-Meißen, Nikolaus Legutke, mahnte daher: "Über die Ökumene hinaus sollte in unserem Bistum das interreligiöse Gespräch, gerade vor dem Hintergrund islamfeindlicher und fremdenfeindlicher Demonstrationen in einigen Städten, unsere besondere Aufmerksamkeit erhalten."

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