Vor gut einem Jahr von Vechta nach Dresden gewechselt

Timmerevers über Ostdeutsche, Großpfarreien und Heimatbezüge

Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers sieht 27 Jahre nach der Wiedervereinigung weiterhin Verständnisprobleme zwischen West- und Ostdeutschen. Der frühere Weihbischof in Vechta berichtet, wie er das Geschehen im Bistum Münster verfolgt und was beide Bistümer unterscheidet.

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Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers sieht 27 Jahre nach der Wiedervereinigung weiterhin Verständnisprobleme zwischen West- und Ostdeutschen. Auch ihm sei nicht wirklich bewusst gewesen, dass sich 1989/90 „praktisch für alle Menschen im Osten das Leben total verändert hat“, sagte Timmerevers laut Mitteilung der Bischöflichen Pressestelle seines früheren Wirkungsorts Vechta. Der frühere Offizial und Weihbischof im niedersächsischen Teil des Bistums Münster wechselte vor gut einem Jahr als Bischof nach Dresden.

„Die errungene neue Freiheit war ein Glücksfall, es gab Gewinner, aber eben auch Verlierer“, sagte Timmerevers mit Blick auf die Wende. Mit Pegida und anderen Parteien und Gruppen äußere sich nun die Sorge, unter neuen Bedingungen die Errungenschaften wieder zu verlieren. Zugleich betonte er: „Eine Überfremdung der Gesellschaft nehme ich hier in Sachsen nicht wahr.“

 

Mit „Kirche+Leben“ dem Bistum Münster verbunden

 

Seine Aufmerksamkeit habe sich inzwischen auf das Bistum Dresden-Meißen verlagert, so Timmerevers auf die Frage, wie er das Geschehen in seinem Heimatbistum verfolge. Er erhalte aber jede Woche die Bistumszeitung „Kirche+Leben“ aus Münster; auch im Internet informiere er sich über Neues aus dem Offizialatsbezirk.

Den starken Gottesdienstbesuch im Bistum Dresden – mit 18,1 Prozent aller Katholiken doppelt so stark wie im Bistum Münster mit 9,1 Prozent – führt er auf die Minderheitensituation seiner Gläubigen zurück: „Wer in der Diaspora lebt, bringt häufig eine größere Entschiedenheit mit.“

 

In Dresden ganz andere „XXL-Pfarreien“ als in Münster

 

Viele Katholiken im Bistum Dresden-Meißen seien in der DDR wegen ihres Glaubens ausgegrenzt und benachteiligt worden, hätten sich aber nicht verbiegen lassen: „Das prägt unsere Gemeinden bis heute. Wer hier bei Kirche mitmacht, ist mit ganzem Herzen dabei.“

Einen Unterschied zwischen den Bistümern Münster und Dresden nimmt er bei den Großpfarreien wahr: „Wenn man im Bistum Münster von einer XXL-Pfarrei spricht, meint man eine Gemeinde mit 20.000 Katholiken. Hier ist eine XXL-Pfarrei eine mit einem Durchmesser von 90 Kilometern.“

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