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Das Kirchenoberhaupt lebte bis zur Papstwahl 2013 im Süden Lateinamerikas. Warum ihm die Menschen dort auch nach dem Tod besonders verbunden sind.
Als die TV-Übertragung der Trauerfeier für Papst Franziskus aus Rom vorbei war, machten sich die Menschen in Buenos Aires auf den Weg. An verschiedenen Sammelpunkten in der Stadt trafen sich Sozialvereine, Gewerkschaften und politische Bewegungen am Samstag. Mit Pauken und Trompeten marschierten sie auf den Platz vor der Kathedrale in Argentiniens Hauptstadt. Immer dann, wenn eine weitere Organisation ihren Sternmarsch beendet hatten, gab es Umarmungen und Tränen.
Argentinier behalten den Papst immer im Herzen
Es war der Auftakt zu einem emotionalen Abschied von Papst Franziskus. Dort wo er als Erzbischof Jorge Bergoglio wirkte, ehe im März 2013 zum ersten Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika gewählt wurde. Drohnenbilder zeigten, es kamen tausende Menschen zusammen, um Franziskus die letzte Ehre zu erweisen.
„Wir werden ihn immer im Herzen behalten. Er hat viel für Argentinien und Lateinamerika getan“, sagte Fernanda (45), die mit einem Porträtbild des Papstes gekommen ist. Immer dann, wenn über die Großbildleinwände, Szenen aus dem Leben von Jorge Bergoglio und Papst Franziskus zu sehen sind, kämpft sie mit den Tränen.
Da ist das Bild des Papstes mit dem Logo seines Lieblingsfußballvereins Club Atlético San Lorenzo de Almagro oder wie er als Kardinal mit der Metro zur Arbeit fährt. Und natürlich die Rede vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro 2013 wo er die jungen Katholiken dazu aufrief in den Diözesen „Rabatz“ zu machen, um die Kirche zu erneuern. Sie an die Ränder der Gesellschaft zu bringen und sich für die Armen, Ausgegrenzten und Chancenlosen einzusetzen: „Hagan lío, sueñen en grande“ („Macht Wirbel und denkt groß!“).
Ausgegrenzte verabschiedeten sich von Franziskus
Als der Gottesdienst vorbei war, schlug die Stunde der Armenpriester. In einer Karawane wanderten sie in Buenos Aires auf Bergoglios Spuren. Es waren ein paar tausend Menschen, die dem Aufruf folgten. „Arm für die Armen, in Bewegung, ein Feldlazarett, nah, mitfühlend und liebevoll“, hieß es in einer Erklärung der Organisatoren am Abend.
„Die Ärmsten, die Vergessenen, die Ausgestoßenen, die Gefangenen, die Kranken, die Großeltern, die Kinder, die Jugendlichen, die Menschen auf der Straße. Dies ist das Vermächtnis von Franziskus, für das wir uns heute verpflichten, es am Leben zu erhalten.“ Fast fünf Stunden lang, marschierten die Menschen zu Kirchen, Hospitälern und Armenspeisungen. „Diese Karawane war die Erste. Und von nun an werden wir sie jedes Jahr auf den Wegen des Franziskus wiederholen.“
San Lorenzo-Fans sind tief mit Papst verbunden
Als auch der Marsch der Armenpriester vorbei war, verabschiedeten sich auch die Fans von San Lorenzo von ihrem Papst. Im fast ausverkauften Stadion im Duell gegen Club Atlético Rosario Central fand sich auf den vier Tribünen nicht nur das Blau-Rot der Vereinsfarbe, sondern auch viel Gelb-Weiß - die Farben des Vatikans. Hunderte Menschen hatten Vatikan-Fahnen mit gebracht, die Gegengerade versank sogar in gelb-weißen Rauch als die Fans ein wie im Fußball üblich ein Pyro-Spektakel veranstalteten.
Vor dem Spiel sorgte eine Franziskus-Statue für Aufsehen, die Spieler von San Lorenzo hatten zudem in Erinnerung an den Papst ein kleines rundes Porträt im Brustbereich auf ihrem Trikot aufgebracht. Und zwischenzeitlich schallten auch „Francisco, Francisco“-Sprechchöre durch das „Neue Gasometer“.
Auf dem Gelände des alten Stadions, in dem der Verein bis in die 1980er Jahre spielte, ehe der Klub das Grundstück während der Militärdiktatur (1976 bis 1983) verlor, soll nun ein neues hochmodernes Stadion für 55.000 Menschen entstehen. Es wird den Namen „Estadio Papa Francisco“ tragen, nach dem bekanntesten Fan des Vereins.
Trotzdem kein Spielglück
Sportlich hat der Beistand des verstorbenen Papstes dann aber nicht helfen können. Das erste Spiel in der Nach-Franziskus-Ära ging verloren: Rosario traf in der Nachspielzeit durch Enzo Copetti zum 1:0-Auswärtssieg.