Erste Gemeinschaft des Ordens in Deutschland

„Töchter von Pater Pio“ gründen Schwesternkonvent in Eggerode

  • Im Wallfahrtsort Eggerode hat der Orden „Die Töchter von Pater Pio“ den ersten Konvent in Deutschland gegründet.
  • Zu der Gemeinschaft gehören zwei westafrikanische und eine deutsche Schwester.
  • Die Schwestern wollen sich im Wallfahrtsort engagieren.

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Ein paar Grad wärmer wären schon angenehm. Schwester Myreille reibt sich fröstelnd die Hände, lacht und tanzt gegen den nasskalten Winter im Münsterland spontan über den Kirchplatz. Seit ein paar Tagen erst ist die 42-Jährige zusammen mit Schwester Jeanne (32 Jahre) in Eggerode (Kreis Borken), wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.

Die beiden westafrikanischen Ordensfrauen übernehmen künftig Küsterdienste in der Wallfahrtskirche und wollen auch sonst im Pilgeralltag in der Pfarrei St. Brictius präsent sein. Zu ihrer kleinen Wohngemeinschaft am Marienplatz gehört auch Schwester Andrea Höltervennhoff, die gebürtig aus Reken kommt und während der Woche als Qualitäts- und Risikomanagerin in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln arbeitet.

112 Schwestern in 29 Gemeinschaften

Die drei Frauen sind „Töchter von Pater Pio“. Sie gehören dem gleichnamigen franziskanischen Orden an, den der inzwischen verstorbene Pfarrer Gilbert Marie-Théreèse Dagnon 1995 in Benin gegründet hat. Fasziniert vom Leben und der Spiritualität des Heiligen Pio von Pietrelcina, eines Kapuzinerpriesters, benannte Pfarrer Dagnon seine Gemeinschaft nach ihm. Zu den Töchtern von Pater Pio gehören aktuell 112 Schwestern, die sich auf 29 Gemeinschaften verteilen, von denen 26 in Westafrika sind. Der in Eggerode errichtete Konvent ist der erste in Deutschland und der zweite in Europa.

Nach dem Vorbild des Heiligen Pio setzen sich seine Töchter für Menschen in Not ein. Sie arbeiten in Krankenhäusern, in der Seelsorge und in der Begleitung von alten Menschen, psychisch Kranken sowie von Waisen und Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen, heißt es in der Mitteilung weiter.

Unterschiede zwischen Afrika und Eggerode

Das ist es auch, was Schwester Myreille vor 20 Jahren angezogen und warum sie inzwischen ihre Ewigen Gelübde abgelegt hat: „Ich wollte Menschen helfen, die Hilfe brauchen.“ Wenn die 42-Jährige lebhaft erzählt, sprudelt es auf Französisch aus ihr heraus. Schon in Benin haben die Schwestern im Goethe-Institut mit dem Deutschlernen angefangen. Um sich möglichst schnell gut verständigen zu können, fahren die beiden zurzeit jeden Morgen zum Sprachunterricht nach Steinfurt. 

Schwester Myreille ist ausgebildete Laborantin mit Master-Abschluss, Schwester Jeanne ist Krankenpflegehelferin. Als die Mutter Oberin sie bat, nach Deutschland zu gehen, haben beide sofort zugestimmt. „Es ist uns eine Freude hier sein zu dürfen, auch, um unsere Gemeinschaft bekannter zu machen“, sagen die Frauen mit einem strahlenden Lächeln. Sie sind gespannt auf die Menschen in Eggerode und deren Kultur. Den ein oder anderen Unterschied zum Glaubensleben in ihrer Heimat haben sie bereits festgestellt: „Bei uns kommen viel, viel mehr Menschen zum Gottesdienst.“ In Eggerode fehlen ihnen besonders die Jugendlichen: „In Benin gehen die Schülerinnen und Schüler morgens mit ihren Eltern erst in die Kirche.“ Das ist in Eggerode anders. Und Schwester Andrea ergänzt: „In der Kirche neben unserem Mutterhaus werden täglich zehn Messen gefeiert.“ Die Wirklichkeit in Deutschland kennt sie.

Erste Europäerin in der Gemeinschaft

Denn 2019 kam Schwester Andrea zurück aus Westafrika. Eigentlich nur zum Heimatbesuch. Doch sie blieb. Ihr Orden nahm die Einladung von Bischof Felix Genn an, im Bistum Münster einen Konvent zu gründen. Wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich das Vorhaben. In der Zwischenzeit war sie Krankenschwester im Clemenshospital in Münster, dann bekam sie die Leitungsaufgabe in Datteln. Bereits vor ihrem Ordenseintritt war die Rekenerin in der Führungsetage eines Krankenhauses in Augsburg tätig gewesen.

Als erste Europäerin trat Schwester Andrea vor acht Jahren mit Anfang 40 als Novizin bei den Töchtern von Pater Pio ein – und damit wurde ihr Leben afrikanisch geprägt: „Vorher war ich als Entwicklungshelferin in Benin – und jetzt als Teil einer Gemeinschaft.“ Sie musste sich an manches gewöhnen, etwa an das Chaos in einer afrikanischen Küche. „Da stehen die Töpfe und Teller nicht so geordnet nebeneinander wie bei uns“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Jetzt ist umgekehrt mit Schwester Myreille und Schwester Jeanne ein bisschen Afrika am Marienplatz in Eggerode eingezogen. Die beiden fröhlichen Frauen mögen Musik. Sie trommeln und singen gerne. Und tanzen noch lieber.

Vorstellung am 11. Dezember

Damit sie bald den Küsterdienst in Sakristei und Kirche übernehmen können, wird Wallfahrtsassistent Uwe van de Loo den Schwestern in den nächsten Wochen alles Wichtige zeigen. Darüber hinaus wollen sich die Drei im Gemeindeleben engagieren. Schwester Andrea hat bereits Kontakte in Seelsorgeteam und Pfarreirat geknüpft.

Einige Gesichter hat das Schwesterntrio schon kennengelernt. Damit es noch mehr werden, laden die Töchter von Pater Pio am Sonntag, 11. Dezember, um 10 Uhr zu einem Vorstellungsgottesdienst in die Wallfahrtskirche in Eggerode ein. Im Anschluss ist ein Empfang geplant.

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