Kreative Ideen in Löningen und Ibbenbüren

Totengedenken im Webrahmen und auf rotem Samt

  • Der November gilt als Gedenkmonat für die Verstorbenen.
  • In Löningen hat die Gemeinde St. Vitus einen Webrahmen für die Namen ihrer Verstorbenen gestaltet.
  • Im Klinikum Ibbenbüren hängt in der Krankenhauskapelle eine Pinnwand mit Totenzetteln, auch für Menschen, die keine Angehörigen haben.

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Die Tafel wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein Ort zum Trauern: Die Pfarrei St. Vitus Löningen gestaltet das Erinnern an die Verstorbenen immer etwas anders. In diesem Jahr hat das Seelsorgeteam einen Webrahmen gebaut. Auf bunten Tüchern sind die Namen der Verstorbenen aufgeschrieben und durch den Rahmen gezogen. Der knapp zwei Meter hohe Webrahmen steht links neben dem Hochaltar.

Das Trauerprojekt geht zurück auf eine Bibelstelle über den todkranken König Hiskia: „Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben. Du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch“, heißt es in Jesaja 38,12: „Ich finde, dass ist ein schönes, trauriges und tröstliches Bild zugleich. Gott als der Weber unseres Lebens, an einem alten Webstuhl, mit Schiffchen und Kett-Fäden, mit Fach und Gewichten. Und der Mensch ein Stück Stoff, das gewebt wird, vom Anfang des Lebens bis zu seinem Ende“, schreibt Dechant Berthold Kerkhoff in dem dazugehörigen Flyer.

 

Webrahmen als Gedenktafel

 

Auf dem Holzgestell in der Kirche St. Vitus in Löningen sind die Namen der Verstorbenen eingewoben. | Foto: pd
Auf dem Holzgestell in St. Vitus in Löningen sind die Namen der Verstorbenen eingewoben. | Foto: pd

Coronabedingt kann der Trauergottesdienst zum Jahresgedächtnis nur begrenzt stattfinden, das anschließende Kaffeetrinken entfällt.

In einem Rahmen angebracht sind die Erinnerungen an die Toten auch in der kleinen Krankenhauskapelle des Klinikums Ibbenbüren. An der Wand in der Nische vor der Marienikone hängen, angebracht auf rotem Samt, die Totenzettel derer, an die sonst niemand mehr denkt: „Wir gedenken hier den Obdachlosen, die in Ibbenbüren sterben“, berichtet Diakon Manfred Liesbrock. Das Gebetsanliegen geht zurück auf Pater Clemens Niermann und Schwester Michaela Blochowicz. Der 2007 verstorbene Pfarrer Niermann hat sich zeitlebens für die Ärmsten und Schwächsten seiner Gemeinde eingesetzt. Oft durften Menschen ohne festen Wohnsitz vor der Kapelle oder in Nebenräumen übernachten.

 

Totenbilder erinnern an Obdachlose

 

Schwester Michaela nahm jetzt altersbedingt ihren Abschied aus der Krankenhausseelsorge; sie lebt in der Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Guten Hirten in Münster: „Wir werden das Anliegen auf jeden Fall weiterpflegen“, sagt Manfred Liesbrock.

Der Krankenhausseelsorger weist noch auf eine andere Besonderheit hin: „In die Kapelle kommen ja sonst nicht nur Patienten und Mitarbeiter, sondern es gibt hier eine eigene Glaubensgemeinde. Viele hängen auch Totenbilder ihrer Angehörigen und Freunde hier auf, ich auch.“

 

Ein Ort zum Trauern auch für weit entfernte Verstorbene

 

Eine Mutter, deren Sohn an dessen weit entferntem Wohnort gestorben war, meinte: „Es ist so schön, dass ich hier einen Ort zum Trauern habe.“ Einmal im Jahr ordnet Manfred Liesbrock die Totenbilder, Zeitungsauschnitte oder persönlich verfassten Andachtsbriefe neu. Bis zu 300 Stück sind es: „Momentan herrscht coronabedingtes Besuchsverbot. Auch die Kapelle ist für Außenstehende geschlossen.“ Allerdings brennen weiterhin viele Kerzen der Mitarbeiter vor der Marienikone und flackern in der Stille.

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