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Die Gemeinschaft „Totus Tuus“ hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie pflege sektenartige Strukturen und betreibe geistlichen Missbrauch. Zugleich bedauerte die Gruppe Fehler und „eine Überforderung einzelner Mitglieder“.
Die katholische Gemeinschaft „Totus Tuus“ hat Vorwürfe ehemaliger Mitglieder zurückgewiesen, sie pflege sektenartige Strukturen und betreibe geistlichen Missbrauch. Zugleich bedauerte die Gruppe, „dass in der Vergangenheit kommunikative und zwischenmenschliche Fehler sowie eine Überforderung einzelner Mitglieder vorgefallen sind“.
Die ehemaligen Mitglieder hatten der „Herder Korrespondenz“ gesagt, dass sie schon als Jugendliche von ihren Familien isoliert und psychisch unter Druck gesetzt worden seien. Die rund 100 Mitglieder umfassende Gruppe wurde laut Bericht 1994 von Leon Dolenec aus Herne gegründet und gestaltet bundesweit in katholischen Pfarreien Gebetsabende.
Die Visitation – Die Vorwürfe
Das Bistum Münster, wo „Totus Tuus“ (lateinisch „Ganz Dein“) als kirchliche Gruppe anerkannt ist, untersucht seit 2017 die Vorwürfe. Dazu bestellte es den stellvertretenden Generalvikar Jochen Reidegeld und Schwester Birgitte Herrmann als Visitatoren.
Zuvor hatte der frühere geistliche Beirat von „Totus Tuus“, Weihbischof Christoph Hegge, in einer internen Mail Leistungsdruck, Redeverbote und das Einfordern von „blindem Gehorsam“ in der Gruppe kritisiert. Die Mitglieder fühlten sich „in ihrer freien Entwicklung beeinträchtigt, insbesondere im Bereich Sexualität, Ehe und Berufung“. Nach Darstellung des Bistums stellen diese Aussagen nur „einen Ausschnitt“ dar und enthalten nicht weitere Einschätzungen, die es etwa nach Anhörung der Verantwortlichen und einem weiterem Gespräch mit den Beschwerdeführenden gegeben hat.
Die Reaktion der Gemeinschaft
„Totus Tuus“ betonte, dass sich die Gemeinschaft den Vorwürfen mit „Offenheit und der Bereitschaft zur Veränderung gestellt“ habe. Mehrere Arbeitskreise arbeiteten in enger Abstimmung mit dem Bistum Münster „an einer strukturellen Neuausrichtung in verschiedenen Themenfeldern“. Dazu gehöre der Umgang mit geistlicher Leitung und Begleitung, Kritik, Freiheit, Fürsorge und Kommunikation.
Die Gemeinschaft wies wie das Bistum Münster den Vorwurf einer befangenen Visitation zurück. Die Diözese hatte die Darstellung der Zeitschrift als unzutreffend bezeichnet, dass Reidegeld geistlicher Beirat von „Totus Tuus“ sei. Er habe keine besondere Verbindung zu der Gruppe, die zu einer Befangenheit führen könne.