Das erste Mal für Anja Schöne, die neue Leiterin des Religío

Traditionsreiche Telgter Krippenausstellung als Neuland

Zum ersten Mal organisiert Anja Schöne als neue Leiterin des Museums Relígio die Präsentation von 120 Darstellungen. Sie ist begeistert von der Tradition des Angebots, in dem sie viel Modernes entdeckt.

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Wirklich neu im Geschäft ist sie nicht. Immerhin hat sie 15 Jahre an der Seite von Thomas Ostendorf gearbeitet, der 2015 die Leitung des Museums Religío in Telgte an sie weitergegeben hat. Trotzdem betritt Anja Schöne mit der Planung und der Organisation der 76. Telgter Krippenausstellung ein Stück Neuland. „Die Ausstellung war 30 Jahre sein Kind“, sagt die neue Leiterin. „Kontakte zu den Künstlern, Sammlung der Exponate, Konzeption und Präsentation – all das hat er übernommen.“

In diesem Jahr liegt alles zum ersten Mal auf ihrem Tisch. Mit „gehörigem Respekt“ ist sie deshalb diese Aufgabe angegangen. „Weil auch einige der langjährigen und produktiven Künstler gemeinsam mit Ostendorf in den Schaffens-Ruhestand gegangen sind.“ Immerhin: 120 bis 150 Exponate mussten gefunden werden. „Eine echte Herausforderung.“

 

Kindheit ohne Krippe

 

Eigentlich scheint sie dafür gar nicht geeignet. Als Protestantin aus dem hohen Norden waren Krippen in ihrer Kindheit und Jugend keine Begleiter in der Weihnachtzeit. In Schleswig-Holstein geboren und bei Hamburg aufgewachsen, standen unter den Christbäumen der Familie Knusperhäuser mit Hänsel, Gretel und der Hexe.

Begeisterung für die bildliche Darstellung brachte die promovierte Volkskundlerin trotzdem mit, als sie 2001 nach Telgte kam. „Ich bin in der lutherischen Kirche groß geworden, in der Heiligenfiguren und Gemälde durchaus zu finden sind.“ Im katholischen Ostwestfalen wurde diese Freude an sakraler Kunst besonders genährt. „Die Krippenausstellung ist faszinierend, sie hat eine unglaubliche Ausstrahlung und trotz ihrer langen Tradition absolut moderne Ansätze.“

 

Kreativ dabei sein

 

Vor allem die Möglichkeit, Menschen kreativ an der Ausstellung zu beteiligen, sei in der Museums-Szene angesagt. „Jeder kann sich mit seiner Krippe beteiligen, egal mit welchem Hintergrund er kommt.“ Damit sei die Idee auch inklusiv, integrativ und interreligiös. Werke von Menschen mit Behinderung oder aus anderen Religionen sind auch in diesem Jahr zu sehen. Die sind häufig auch unter den Besuchern zu finden. Gerade für Flüchtlinge sieht Schöne großes Potenzial in der Ausstellung, ein wichtiges Stück der hiesigen Kultur  kennen und verstehen zu lernen.

Um das zu verwirklichen, steht seit einigen Monaten für die 53-Jährige fast nichts anderes auf dem Programm. Platz für ein paar neue Ideen hat sie aber dennoch gefunden. Ansprache lokaler und regionaler Künstler-Vereinigungen gehörten dazu. Oder der Ansatz, dem Gesamtwerk eines bestimmten Künstlers besonderen Raum zu geben. In diesem Jahr ist das der 2009 verstorbene Zeichner und Karikaturist Rudolf Schöpper, dessen Darstellungen weihnachtlicher Motive aus den 1930er- und 1940er-Jahren ihren Platz gefunden haben.

Auch kleine Veränderungen in den Museumsräumen hat sie umgesetzt. Etwa den dunkelblauen Anstrich einiger Wände. „Als Hintergrund für die Krippenszenen unterstreichen sie die nächtliche Atmosphäre.“ Das passt zum diesjährigen Titel der Ausstellung „Stern über Betlehem“: Vor dunklem Hintergrund kommen die vielen Exemplare der Künstler besonders zum Strahlen.

 

Schöne Momente

 

Viel Tannengrün wird es in der Kulisse der Krippen geben. Denn bei allem museumspädagogischen Hintergrund: „Der Besuch bei uns darf auch einfach nur schön sein und auf das Fest einstimmen.“ Das hat auch sie sich erhalten. Es gibt Krippen, vor denen sie stehen bleibt und den Anblick genießt. „Wenn die heilige Familie eine ruhige Ausstrahlung hat oder die Tiere ein schönes Gesicht haben.“ Bei allem Stress dieser Tage – dann findet auch Schöne die Momente, die sie möglichst vielen Besuchern der Ausstellung wünscht.

„Stern über Betlehem“
Die 76. Krippenausstellung in Telgte mit dem Titel „Stern über Bethlehem“ wird am Samstag, 12. November, eröffnet. Das Museum Relígio lädt dazu um 15 Uhr in die Propsteikirche St. Clemens ein. Im Anschluss ist die Krippenausstellung dann erstmals zugänglich. Sie ist bis zum 28. Januar 2017 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: 5 Euro. Weitere Informationen unter www.museum-telgte.de.

 

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