Anzeige
Marten Sager war die Pfarrkirche St. Viktor in Damme manchmal zu groß. Er wohnt dort in Sichtweite des Altenheims „Haus Maria Rast“ und begann, die Sonntagsgottesdienste in dessen Hauskapelle zu besuchen. „Klein und mit intimer Atmosphäre.“ Der 57-Jährige, Lehrer an einer Gesamtschule in Osnabrück, hatte seinen Gottesdienstort in Damme gefunden.
Sager kam mit Bewohnern ins Gespräch, brachte einige anschließend zu ihren Zimmern. Er lernte einsame Menschen kennen ohne Angehörige. Die besuchte er und schob sie im Rollstuhl durch den Heimgarten.
Dann auch Sterbende besucht
Marten Sager kam über Besuche im Altenheim zur Sterbebegleitung und zum Hospizverein Damme. | Foto: privat
Aber Menschen lagen auch hier schließlich krank im Bett und kamen ans Sterben. „Mir wurde klar, dass auch dann noch Besuche und Gespräche möglich sind, dass man mit diesen Menschen tiefe Gespräche führen und sogar noch Scherze machen kann.“ So kam Sager zur Sterbebegleitung, Schritt für Schritt.
Für solche Gespräche brauche er „eine professionelle Begleitung“, das sei ihm bald klar geworden. Sager suchte und fand sie beim Hospizverein in Damme. Der bietet Schulungen für Trauer- und Sterbebegleitung an, zusammen mit dem Hospiz St. Anna in Dinklage.
Wachsender Zuspruch für Schulungskurse
Peter Rörsch aus Vechta ist Vorsitzender dieses Vereins. Er findet Sagers Weg in gewisser Weise typisch. Viele Menschen kämen aufgrund sehr persönlicher Erfahrungen auf den Gedanken, Kontakt zum Hospizverein zu suchen und dessen Angebote zu nutzen.
Wie die Schulungskurse, die intensiv in 120 Unterrichtsstunden über Monate in die anspruchsvolle Arbeit einführen. Rörsch verzeichnet einen wachsenden Zuspruch für diese Seminare. „Früher haben wir die Kurse nur alle zwei Jahre angeboten, jetzt jedes Jahr und haben oft zu viele Bewerber für die 15 Plätze.“
Oft wird Trauer verdrängt
Ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung, findet er. Die Beschäftigung mit Trauer und Sterben werde zunehmend aus dem Leben der Menschen verdrängt. „Dass der Tod zu Hause oder in der Leichenhalle erlebt wird, das hat sich ausgeschlichen.“ Trauernde begegneten in ihrem Umfeld oft Unverständnis und oberflächlichem Verhalten.
Dann sei das Angebot von Trauerbegleitung wichtig. „Und die Menschen wagen inzwischen auch mehr, sich betreuen zu lassen.“ Von Ehrenamtlichen wie denen beim Hospizverein Damme.
Angebote im Trauercafé
Peter Rörsch ist seit 22 Jahren aktiv im Hospizverein Damme und ausgebildeter Trauer- und Sterbebegleiter. | Foto: privat
Rörsch ist selbst ausgebildeter Trauerbegleiter und lädt dazu in das Trauercafé des Hospizvereins in die Gartenstraße in Damme ein. Jeden dritten Sonntag im Monat stehen dort zwei Trauerbegleiter zum Gespräch bereit, weitere Ehrenamtliche aus dem Unterstützerkreis backen und bringen Kuchen. Sechs Trauernde sind dort zurzeit regelmäßig zu Gast.
Deutlich mehr als vor der Corona-Pandemie, berichtet Rörsch. „Weil viele Menschen bei den strengen Kontaktbeschränkungen sich nicht von ihren sterbenden Verwandten verabschieden konnten.“ Ein besonderer Schmerz, der immer wieder zum Thema werde. Trauerbegleiter suchen dann das Gespräch mit ihnen, Peter Rörsch gestaltet auch religiöse Impulse bei diesen Treffen.
Erfolgreich, wenn sie wegbleiben
Irgendwann kommen die Trauernden nicht mehr. „Ein Erfolg“, sagt Rörsch. „Wenn wir überflüssig werden, dann waren wir gut.“
Rörsch gehört seit der Gründung 1998 zum Hospizverein. Der gehörte mit zu den ersten im Bistum, berichtet er. Bei allen Hospizvereinen stehe nun so etwas wie ein Generationswechsel an. „Wir suchen immer Nachwuchs.“ Der sei nicht leicht zu finden, schließlich sei die Arbeit mit Trauernden und Sterbenden „fordernd und anspruchsvoll“.
Neue im Vorstand gefunden
Umso mehr freut sich Rörsch, dass er nun neue Mitglieder für den Vereinsvorstand gewinnen konnte. Einer davon ist Marten Sager. „Ich habe mich nie für Ämter im Verein interessiert“, sagt Sager. „Ich bin eher der Mann der praktischen Arbeit.“ Aber weil es für den Verein notwendig sei, arbeite er nun im Vorstand mit. Ohne im Einsatz in der Sterbebegleitung nachzulassen.