Kurse an der Landvolkshochschule Freckenhorst

Trauerbegleitung vor neuen Herausforderungen

Menschliche Nähe und professionelle Distanz – das macht die Arbeit von Christa Heckenkemper und Monika Beumer aus. Die beiden Frauen engagieren sich in der Sterbe- und Trauerbegleitung.

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Die Nachfrage nach Trauerbegleitern wächst. „Das hat unterschiedliche Ursachen“, sagt Klaus Woste, Leiter des Fachbereichs „Religiöses Leben“ an der Landvolkshochschule (LVHS) in Warendorf-Freckenhorst. „Die Zeit wird immer hektischer und der Druck zu funktionieren immer größer“, so Woste.

Rituale wie das Tragen von Trauerkleidung und das Rosenkranzbeten am Sterbebett seien verschwunden. „Das hat den Leuten früher geholfen“, weiß Woste. Dazu kämen neue Einsatzfelder für Trauerbegleiter, zum Beispiel in Kliniken. Grund genug für die LVHS, spezielle Seminare zur Weiterbildung zum Trauerbegleiter anzubieten.

 

Keine Tipps für schnelle Hilfe

 

Die Tätigkeit sei anspruchsvoll, der Begriff allerdings nicht geschützt, sagt Woste. Zur Qualitätssicherung hat der Bundesverband der Trauerbegleiter (BVT) Richtlinien entwickelt, an denen sich der LVHS-Kurs orientiert. Er vermittelt die so genannte „Große BVT-Basisqualifikation“. Kursleiter ist der Ratinger Professor, Psychotherapeut und Verbandsmitbegründer Arnold Langenmayr.

„In den Seminaren erlernen die Teilnehmer keine Tipps, die schnelle Hilfe versprechen“, erläutert Woste. Auch werden sie nicht zu Therapeuten. Vielmehr werden sie dazu befähigt, Hinterbliebenen beizustehen, die nach dem Verlust eines geliebten Menschen über längere Zeit Schwierigkeiten haben.

 

Begleiterin: Trauer ist keine Krankheit

 

Das sieht auch Christa Heckenkemper so. „Wir machen den Menschen Mut, auf sich selbst zu hören und herauszufinden, was ihnen gut tut“, erklärt die Koordinatorin im Hospiz- und Palliativzentrum in Ahlen. Die Betroffenen sollen ihren eigenen Weg und ihr eigenes Tempo finden, so Heckenkemper.

Jahrelange praktische Erfahrung als Trauerbegleiterin hat Monika Beumer. „Trauer gehört zu den normalen Krisen im Leben“, erklärt die Strombergerin. Trauernde seien nicht krank. Trotzdem hätten manche das Gefühl, „verrückt zu werden“, so die Trauerbegleiterin.

 

Umfeld lässt nur kurze Trauerphasen zu

 

Hinterbliebene, die Hilfe suchten, seien stark irritiert, denn das Umfeld lasse heute nur kurze Trauerphasen zu, weiß Beumer. Allzu schnell kämen Ratschläge wie „du musst wieder unter Leute gehen“ oder sogar Kritik nach dem Motto „stell dich nicht so an“. Doch jeder trauere anders. Was dem einen helfe, sei für den anderen kontraproduktiv. Auch lasse sich nicht verallgemeinernd festlegen, wie lange Menschen trauerten, so Beumer.

Einfühlungsvermögen und Geduld seien für Trauerbegleiter unerlässlich. Konsequenz aber auch. Denn Trauerbegleitung laufe nach einem anfangs klar miteinander vereinbarten Plan ab.

 

Maximal 21 Wochen

 

So finden alle Gespräche, die Heckenkemper vermittelt, nicht in der Wohnung des Trauernden oder des Begleiters statt, sondern an einem neutralen Ort. Die Gespräche dauern in der Regel eine Stunde. Maximal 21 Wochen sind dafür vorgesehen, wobei der Abstand zwischen den einzelnen Termine mit der Zeit immer größer wird.

Ziel sei es, dem Trauernden zu vermitteln, dass seine Reaktionen normal sind und die Dinge einfach Zeit brauchen. Auch Verschwiegenheit und räumliche Distanz seien wichtig. „Ich kann einem Menschen nicht heute als Trauerbegleiter zur Seite stehen und ihn morgen im Supermarkt begegnen“, erklärt Heckenkemper. Deshalb achtet sie bei der Einsatzplanung darauf, dass Trauernde und Begleiter in unterschiedlichen Ort wohnen.

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