Gemeinde hilft dem „Sozial-Punkt“, der coronabedingt umziehen musste

Trauzimmer in Mettingen wird zur Beratungsstelle

  • Aufgrund der Pandemie musste der „Sozial-Punkt“ in Trägerschaft der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden Mettingen seinen Standort in einer medizinischen Einrichtung verlassen.
  • Die Gemeinde Mettingen stellte das Trauzimmer im historischen Schultenhof zur Verfügung.
  • Seit zehn Jahren beraten Mettinger die Ratsuchenden ehrenamtlich – übergangsweise jetzt eben da, wo andere heiraten.

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„Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir jetzt hier arbeiten können.“ Franz-Josef Hövelmeyer klingt in der Video-Schalte sehr erleichtert. Der 69-Jährige ist im „Sozial-Punkt“ Mettingen tätig, einer Einrichtung der Caritas Tecklenburger Land in Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen Ibbenbüren. 13 Ruheständler beraten ehrenamtlich seit zehn Jahren Menschen mit verschiedensten Sorgen und Nöten – seit Neuestem im Trauzimmer des Schultenhofs im historischen Zentrum von Mettingen.

Normalerweise ist der Sozial-Punkt in der Reha-Einrichtung St. Elisabeth-Hospital Mettingen in Trägerschaft der Mathias-Stiftung Rheine angesiedelt. „Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Zutrittsmöglichkeiten beschränkt“, sagt Monika Middendorf. Die Sozialpädagogin im Ruhestand gehört seit 2013 zu dem Team – für die vorläufige Schließung der Beratungsstelle in der medizinischen Einrichtung haben die Ehrenamtlichen vollstes Verständnis.

 

Seit zehn Jahren Anlaufstelle für viele Ratsuchende

 

Infos zum Sozial-Punkt Mettingen gibt es hier.

Und doch: Die Ratsuchenden haben nicht immer einen Computer zur Verfügung, um sich online beraten zu lassen, auch das Gespräch am Telefon hilft nicht immer weiter: „Es geht um Formulare, die ausgefüllt werden müssen oder emotionale Probleme wie einer Trennung“, berichtet Monika Middendorf. Da sei eine direkte Begegnung sehr wertvoll.

„Oft sind wir auch nur Zuhörer“, berichtet Franz-Josef Hövelmeyer, der seit der Gründung 2011 dabei ist. Ihm ist ein Fall gut im Gedächtnis, bei dem eine Frau nicht wusste, wie sie sich gegenüber ihren Angehörigen verhalten sollte, die sie immer wieder um Geld baten: „Sie war schon erleichtert, als wir sie in ihrem Verhalten bestätigen konnten. Aber in ganz ernsten Fällen empfehlen wir auch an professionelle Beratungsstellen weiter“, schildert Hövelmeyer. Jeweils zwei Berater finden sich abwechselnd zur offenen Sprechstunde des „Sozial-Punkts“ dienstags und donnerstags im Schultenhof ein.

 

Beraten hinter der Glasscheibe

 

Ansprechbar sein, da sein für die Menschen, das musste auch weiterhin persönlich möglich sein. Die Gemeinde Mettingen stellte deshalb übergangsweise das Trauzimmer im Schultenhof für den „Sozial-Punkt“ zur Verfügung. Eine Glasscheibe am Tisch in dem Raum mit Sandsteinfliesen und Geschichte zurück bis ins elfte Jahrhundert schützt Ehrenamtliche und Ratsuchende. Aktuell sei die Nachfrage bei Hilfestellung zur Impfaktion sehr groß.

Der „Sozial-Punkt“ wird sowohl von der katholischen als auch von der evangelischen Kirchengemeinde getragen. Markus Weiligmann vom Fachdienst Gemeindecaritas Tecklenburger Land steht den Ehrenamtlichen zur Seite und begleitet die regelmäßigen Supervisionen.

 

Geheiratet wird weiterhin

 

80 bis 100 Fälle verzeichnet der „Sozial-Punkt“ im Jahr. Das sind fast so viele, wie sich Paare im Schultenhof trauen lassen. Das können sie nach Angaben der Gemeinde natürlich auch weiter tun.

Von den Ehrenamtlichen hat allerdings keiner hier geheiratet: „Zu unserer Jugendzeit war das noch ein bewirtschafteter Bauernhof“, sagt Gertrud Hoppe, Mitarbeiterin in der Pfarrcaritas St. Agatha und im „Sozial-Punkt“, mit einem Lachen. Heute findet man in den Gebäuden des Schultenhofes neben Schulmuseum, Kunstspeicher, Café und Bauerngarten eben übergangsweise auch den „Sozial-Punkt“.

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