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In Corona-Zeiten mit hohen Inzidenzen waren diese Bilder aus Spanien eigentlich nicht zu erwarten: Vor vollbesetzten Besucherreihen fanden die traditionellen Dreikönigsumzüge statt. Beginn der Rückkehr zur Normalität?
Eigentlich war es wie immer: das Gedränge so groß wie die Vorfreude. In den Gassen von Pamplona herrschte ausgelassene Stimmung, als die drei Weisen aus dem Morgenland am Vorabend des Dreikönigstages in die Altstadt einritten: hoch auf ihren Dromedaren und umgeben von einem bunt kostümiertem Fußvolk und Fahnenträgern. Im Gegensatz zu den Events aus Vor-Corona-Zeiten war der Einzug zwar eine deutlich abgespeckte Version, mit weniger Teilnehmern, keiner Blaskapelle, keinem Feuerspucker, aber es ging wieder etwas.
Den hohen Inzidenzen und der Omikron-Variante zum Trotz setzten sich vielerorts in Spanien die beliebten Dreikönigsumzüge in Bewegung. In Städten wie Sevilla, Pamplona und Madrid gab es freien Zutritt an die Strecke. Die Polizisten waren einzig damit beschäftigt, die Straßenschneisen freizuhalten. Niemand unter den Ordnungskräften, so schien es, wollte Spielverderber sein. Zugangskontrollen waren aber ohnehin nicht vorgesehen.
Königen in Spanien zugejubelt
Die Appelle, „den größtmöglichen Hygieneabstand“ einzuhalten, waren zudem in der Praxis schlicht nicht umzusetzen, wie Fernsehübertragungen der Umzüge zeigten. Die Menschen standen dicht an dicht, quer durch alle Generationen, darunter viele Familien – allerdings alle mit Maske. Ende Dezember hatte die Linksregierung des Landes die Maskenpflicht im Freien wiedereingeführt.
Unter Jubelrufen und Applaus zogen die Könige vorbei. In Barcelona und Zaragoza kamen sie maskiert daher, in Madrid indes ohne Masken, damit sie den Menschen zulächeln konnten. Ebenso uneinheitlich gehandhabt wurden landesweit die üblichen Bonbonwürfe: Während mancherorts mit dem Argument darauf verzichtet wurde, dass sich niemand die Maske herunterziehen sollte, um etwas zu naschen, hagelte es in Sevilla Süßigkeiten.
Tradition siegt über Corona-Pandemie
Sicherheitsbedenken wurden indessen zurückgewiesen: Zwar warnte die verantwortliche Madrider Stadträtin für Kultur, Andrea Levy Soler, die Bevölkerung formhalber vor „Massenansammlungen“, unterstrich aber gleichzeitig die enge Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden und den Charakter des Umzugs als Open-Air-Event. „Es ist ein Zeichen der Identität von Madrid, dass weiterhin Veranstaltungen stattfinden“, so Levy Soler, die der konservativen Volkspartei angehört.
Unter diesen Vorzeichen waren die landesweiten Umzüge so etwas wie der trotzige Triumph der Tradition über die Pandemie, eine Rückkehr zur Normalität. Das lenkt automatisch den Blick in Richtung Zukunft. Prozessionen an den Kar- und Ostertagen, Wallfahrten und weltliche Volksfeste könnten in Spanien bald ebenfalls wieder in halbwegs normalem Rahmen stattfinden.