Annette Höing zu Veränderungen bei der Vorbereitung

Trotz Corona und Kirchenkrise: Erstkommunion bleibt als Fest beliebt

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Erstkommunion nach zwei Jahren Corona-Pandemie und in Zeiten der Kirchenkrise. Hat sich das Fest und die Vorbereitung darauf verändert? Annette Höing, Leiterin des Referats Katechese im Bistum Münster, gibt Antworten.

Frau Höing, wie steht es um die Erstkommunion nach zwei Jahren Corona-Pandemie?

Die Verantwortlichen für die Erstkommunion-Vorbereitung sind Meister im Improvisieren! Planungen wurden immer wieder durch das wechselnde Pandemie-Geschehen hinfällig und mussten umgestrickt werden. Jetzt stehen Vorbereitungsformate aus der Erfahrung von zwei Jahren mit Corona zur Verfügung. Kindergruppen treffen sich wieder, gemeinsame Aktionen sind vorsichtig wieder möglich. Die großen Erstkommunion-Gottesdienste mit vollen Kirchen sehe ich noch nicht. Vielerorts gehen Kinder in sehr kleinen Gruppen in einer schlichten Gemeindemesse zum ersten Mal zur Kommunion. In diesen Feiern ist eine sehr persönliche Ansprache der Kinder möglich, was viele Eltern sehr bewegt. Ohne großen Rahmen kommt das Wesentliche oft besser zur Geltung.

Hat sich durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre etwas geändert, das bleibt?

Eine wesentliche Erfahrung aller Beteiligter ist sicher die: Erstkommunion-Vorbereitung muss nicht bleiben, wie sie immer war. Es sind auch andere Wege, andere Formen möglich – vielleicht eine kurze Vorbereitung auf die Feier und eine längere „Nachbereitung“. Wie könnte eine individuelle Begleitung für Familien aussehen? Ist der richtige Zeitpunkt für die Feier eine Frage des Alters des Kindes? Viele Verantwortliche stellen sich neu die Frage, was wesentlich zur Vorbereitung dazu gehört und wie das zur Geltung kommen und erfahrbar gemacht werden kann. Noch deutlicher ist sicher geworden, dass in die Vorbereitung der Kinder die ganze Familie einbezogen werden sollte, um nachhaltige Prozesse der Beschäftigung mit dem Glauben anzustoßen.

Parallel zur Pandemie hat sich die Kirchenkrise verschärft, gerade auch durch das Thema Missbrauch. Ist das in der Erstkommunion-Arbeit zu spüren?

Ja, die Missbrauchsthematik belastet schwer. Es kommt sehr auf das Verhältnis und die Atmosphäre in den Gemeinden und Pfarreien an. Ist die vertrauensvoll und erleben die Menschen die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als menschennah und zugewandt, ist das auch in der Erstkommunion-Vorbereitung zu spüren. Gibt es Konflikte und Unmut im Umgang miteinander, addiert sich die allgemeine Unzufriedenheit mit „der Kirche“ oft noch dazu. Dann ist eine gedeihliche Vorbereitung schwierig. Katechetinnen und Katecheten in der Erstkommunion machen eine Präventionsschulung zum Thema sexualisierte Gewalt. Wenn hier der Eindruck entstünde: „Warum müssen wir uns schulen lassen, wenn überwiegend Kleriker Kinder missbrauchen?“, wäre das fatal. Wir machen uns stark für den Schutz von Kindern im Raum der Kirche, gewinnen Kompetenzen und schärfen unsere Aufmerksamkeit für das Thema – dieser Ansatz ist wichtig, um Katechetinnen und Katecheten für dieses Thema zu gewinnen.

Gibt es für den Umgang mit ihren Kindern einen Vertrauensverlust der Familien gegenüber den kirchlichen Akteuren?

Sicher werden sich Eltern sensibler als früher die Frage stellen, ob ihr Kind in den Settings der Erstkommunion-Vorbereitung sicher ist. Dass kirchliche Räume sind, in denen Kindern nichts geschehen kann, diese Selbstverständlichkeit ist grundlegend erschüttert. Jede Pfarrei hat inzwischen ein institutionelles Schutzkonzept zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Vorgaben und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Hauptamtliche Mitarbeiter nehmen an verpflichtenden Fortbildungen teil. Katecheten werden geschult. Einmal verloren gegangenes Vertrauen lässt sich nur langsam wieder zurückgewinnen.

Welche Bedeutung hat ein gelingendes kirchliches Familienfest wie die Erstkommunion vor diesem Hintergrund?

Die Beliebtheit der Erstkommunion bei Eltern und Kindern ist nach wie vor ungebrochen. Das ist ein Grund zur Dankbarkeit für uns und Ansporn, ein attraktives, einladendes und hoffentlich bereicherndes Angebot zur Vorbereitung auf dieses Fest zu machen. Ein großes Fest für ein Kind im Alter von acht oder neun Jahren ist ein Alleinstellungsmerkmal der katholischen Kirche. Die Verantwortlichen vor Ort nutzen diese Gelegenheit als Chance, um Familien etwas Gutes mitzugeben und Glauben und kirchliche Gemeinschaft als etwas Bereicherndes erfahrbar zu machen.

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