Mann greift Christian Wölke in Steinfeld an

Trotz Spende Schläge für den Pfarrer - Obdachloser rastet aus

  • Ein Obdachloser bekommt Nothilfe im Pfarrhaus Steinfeld.
  • Weil das Sozialamt bereits geschlossen war, kehrt er zurück und verlangt mehr.
  • Doch Pfarrer Christian Wölke weist ihn ab und kassiert Ohrfeigen.

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Die Polizeimeldung vom 20. Dezember klingt dramatisch: Ein Pfarrer sei in Steinfeld von einem Obdachlosen ins Gesicht geschlagen worden, „bei der Spendenausgabe“. Der Täter konnte unerkannt flüchten. Ist ein Gewalttätiger unterwegs im Kreis Vechta?

Christian Wölke, Pfarrer in St. Johannes Steinfeld, nennt das „nur einen Ausraster“ eines jungen Mannes auf der Durchreise. Völlig ungewöhnlich und keineswegs ein dramatischer Trend. Der Obdachlose habe im Pfarrhaus um eine finanzielle Unterstützung gebeten. „Fünf Euro aus der Caritas-Kasse sind da unser fester Satz“, berichtet Wölke. „Damit wenigstens eine kleine Mahlzeit im Imbissladen möglich ist.“ Für weitere Unterstützung sei das Sozialamt zuständig.

Wortwechsel endet mit Ohrfeigen

Der Obdachlose stand beim Steinfelder Rathaus dann aber vor geschlossenen Türen: schon Büroschluss. Er kehrte verärgert zum Pfarrhaus zurück und geriet mit Pfarrer Wölke in einen Wortwechsel. „Er hätte alles haben können, wenn er nur freundlich geblieben wäre“, sagt der. So aber endete das Gespräch mit zwei heftigen Ohrfeigen für Wölke. Im Pfarrbüro hatte man daraufhin die Polizei informiert, da war der Obdachlose aber schon verschwunden.

Pfarrer Christian Wölke.
Christian Wölke, Pfarrer von St. Johannes Steinfeld. | Foto: Michael Rottmann

Wölke betont, dass die Hilfe für Durchreisende im Alltag völlig problemlos funktioniere. Mit dem Geld der Gemeinde sei bisher jeder zufrieden gewesen. Im Notfall biete die Gemeinde auch eine Übernachtungsmöglichkeit in einem besonderen Raum im Pfarrheim, eigentlich gedacht für Pilger auf dem Jakobsweg.

Nicht alle Probleme lösbar

Er fahre Notleidende auch gerne zur Kleiderkammer oder vermittle Hilfe einer Caritas-Beratung. Wichtig sei ihm jedoch: „Wir sind als Pfarrgemeinde nicht dazu da, alle sozialen Probleme zu lösen, das können wir auch nicht. Dafür haben wir in Deutschland den Sozialstaat.“ Das staatliche System schütze Obdachlose grundsätzlich, die Kirche könne höchstens ergänzend in geringerem Maße helfen.

Höchstens einmal die Woche sieht Pfarrer Wölke Durchreisende an seiner Tür und gibt ihnen den Zuschuss für eine Mahlzeit. Bewusst gebe die Pfarrgemeinde keine Lebensmittelgutscheine aus. Wie man damit einkauft, hat Wölke schon selbst einmal ausprobiert; er fand das „etwas entwürdigend“. Angesichts der Preise in Imbissläden überlege er zurzeit, den Gemeindezuschuss aus der Caritas-Kasse auf 10 Euro zu erhöhen.

Gefüllt wird diese Kasse aus Kollekten in Gottesdiensten und aus Spenden. In Steinfeld sei die immer so gut gefüllt, dass die Johannes-Gemeinde auch kurzfristig helfen könne. Auch vor Ort, wenn etwa alleinerziehende Mütter in Not sind und den Pfarrer kurz vor Weihnachten um finanzielle Hilfe bitten.

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