KFD-Predigerinnentag im Bistum Münster - ein Überblick

Trotz Vatikan-Nein: Frauen predigen am Gedenktag der Apostelin Junia

  • Den Predigerinnentag gibt es seit 2020.
  • Ein kleiner griechischer Akzent machte aus einer Junia einen Junias.
  • Der Synodale Weg fordert, die Frauenpredigt endlich zuzulassen; der Vatikan sagt Nein.

Anzeige

Wer darf im Gottesdienst predigen? In der Messe kommen nur Priester oder Diakon zum Zuge, so sieht es die liturgische Ordnung der katholischen Kirche vor. Bei anderen Gebetsformen ohne Hostien-Wandlung – Wortgottesfeier, Vesper, Agape, Statio – dürfen auch Frauen und ungeweihte Männer ans Mikro, um ein Glaubenszeugnis zu geben.

Ein Glaubenszeugnis ist persönlich, eine Predigt wird von Amts wegen gehalten. Darüber ärgern sich katholische Frauen schon lange. Der Dachverband Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), der im Bundesgebiet allerdings nur seine 350.000 Mitglieder – eigene Angabe für 2023 – vertritt, hatte deshalb im Mai 2020 erstmals einen Predigerinnentag ausgerufen, der auch 2023 rund um den 17. Mai wieder in ganz Deutschland stattfinden soll.

Junia oder Junias – meinte der Apostel Paulus Frau oder Mann? 

Wo überall Frauen predigen, ist auf der Webseite des KFD-Bundesverbands zu finden.

Festgemacht ist dieser 17. Mai am „Junia-Tag“, dem Gedenktag für eine womöglich allen anderen Apostel-Männern gleichgestellte Frau der ersten christlichen Gemeinden. Und jetzt wird es divers: „Ein/e Apostel/in“ soll in den Briefen des Apostels Paulus (Röm 16,17) extra gegrüßt, dann Jahrhunderte lang unentdeckt als Frau geführt und erst 1927 zum Mann umgeschrieben worden sein. 1998 wurde die männliche Zuordnung in der gängigen griechischen Textausgabe „Nestle-Aland“ wieder rückgängig gemacht. Auslöser für die Irritation ist im griechischen Urtext ein kleiner Akzent, der in der Schreibweise zunächst 1000 Jahre lang weggelassen worden war.

Einfach ausgedrückt: Heißt es im griechischen Akkusativ Junías (weiblich) oder Juniàs (männlich)?

Die Bibelauslegung ist geteilter Meinung darüber. Die KFD-Frauen sind aber empört über die Hintanstellung ihres weiblichen Christenlebens, berufen sich auf Junia und predigen nun einfach.

Frauenpredigt? Vatikan sagt Nein!

2023 ist dieser Tag allerdings besonders brisant, weil der katholische Reformprozess Synodaler Weg noch Anfang März 2023 gefordert hatte, die Predigt („Homilie“) theologisch gebildeter, aber ungeweihter Frauen und Männer müsse nun endlich möglich sein. Postwendend und unerwartet kurzfristig teilte der Vatikan Ende März mit, das komme überhaupt nicht infrage.

Das Argument war: „Missverständnisse über die Gestalt und Identität des Priesters“, auf Lateinisch „sacra potestas – geistliche Vollmacht“. Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass der Junia-Tag im Jahr 2023 auf Christi Himmelfahrt fällt.

In Münster Predigt auf dem Kirchplatz

Die Katholikinnen, die überhaupt noch in der Kirche mitmachen, predigen nun trotzdem – meist an den Tagen rund um das Hochfest. In Münster zum Beispiel ist eine Frauenpredigt am Samstag, 13. Mai, um 15.30 Uhr auf dem Überwasserkirchplatz zu hören. Es sprechen Ruth Fehlker und Barbara Bruns. Die beiden geistlichen Leiterinnen der KFD im Bistum Münster predigen während einer Agape-Feier mit Gebet, Ansprache und Brotteilen draußen vor der Tür.

Damit gehen sie dem „Provokations“-Vorwurf aus dem Weg, sie ignorierten eine fehlende Genehmigung unter Kirchendach. Nachdem die in Münster gut bestückte Reformgruppe Maria 2.0 den Predigerinnentag zuletzt befeuert hatte, sind die Aussichten auf rege Beteiligung an der Outdoor-Feier offenbar gut, sofern das Wetter mitspielt.

In Recklinghausen schon lange Realität

Der KFD-Frauenpredigerinnentag im Bistum Münster wurde seit 2020 kritisiert, nun hat sich während des Synodalen Weges der Wind gedreht. Auch Münsters Bischof Felix Genn hat längst bestätigt, dessen Ergebnisse mitzutragen, also auch die zur Frauenpredigt.

Für Cilli Leenders-van Eickels, Pastoralreferentin in Recklinghausen, ist das alles keine Frage mehr: „Nach dem Theologie-Diplom 1983 in Münster habe ich bei Franz Kamphaus, dem damaligen Predigt-Ausbilder und späteren Limburger Bischof, den Unterschied zwischen Predigt und Statio-Ansprache noch nicht einmal lernen sollen. In Recklinghausen machen wir das seit 30 Jahren, das ist bei uns im Gottesdienst für niemanden neu.“

Anzeige