Anzeige
Während des Weltmissionsmonats ist Father Andrew aus Kenia im Bistum Münster unterwegs, um über seine Arbeit zu berichten. An der Sendenhorster Realschule St. Martin berichtet er Schülern über das Leben auf der Mülldeponie. Ein Sendenhorster Verein organisiert Workcamps in Kenia.
Müll so weit das Auge reicht. Und mittendrin Kinder, junge Menschen und Mütter, die durch den Müll waten und hoffen, etwas zu finden, das sie zu Geld machen können, um so das Überleben am nächsten Tag zu sichern. Es sind solche Bilder, die die 120 Schülerinnen und Schüler der Realschule St. Martin in Sendenhorst erschüttern, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.
Still sitzen die Zehntklässler in der Aula und lauschen den Berichten von Father Andrew Wanjohi aus Kenia, der von seiner Arbeit als Pfarrer einer Gemeinde im Nordosten von Nairobi berichtet, nahe Dandora, der größten Müllhalde der Hauptstadt. Father Andrew, der zu den Comboni-Missionaren gehört, ist zusammen mit Hans-Georg Hollenhorst, Referent der Missio-Diözesanstelle, zum Weltmissionsmonat Oktober im Bistum Münster unterwegs.
Auf der Mülldeponie Überleben sichern
Als Pfarrer hat Father Andrew viele Aufgaben, den Schülern möchte er in der Doppelstunde aber vor allem einen Einblick in Projekte für junge Menschen geben, die sich in einer Krise befinden. „Dazu zählen Straßenkinder, Jugendliche, die drogen- oder alkoholabhängig sind oder in Straßengangs leben, oder junge Mütter“, zählt der Geistliche auf und berichtet von der ersten Kontaktaufnahme: „Wir haben Sozialarbeiter, die zu den Jugendlichen gehen und mit ihnen ins Gespräch kommen.“ Diese suchen auch auf der Mülldeponie nach Teilnehmenden für ihre Programme: „Die Mülldeponie ist ein großes Geschäftsgebiet“, weiß Father Andrew. „Kinder, Erwachsene, Mütter suchen dort nach Flaschen, Papier oder anderen Dingen, mit denen sie versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“
Die Realschüler lernen in einem kurzen Videoclip Felicitas Lenan kennen, die mit 15 Jahren angefangen hat, auf der Mülldeponie zu arbeiten. „Meine Mutter ist gestorben und hat mich mit meinem neunjährigen Bruder zurückgelassen. Ich musste mich um ihn kümmern“, berichtet sie. Sie sammelte Müll, um zu überleben. Heute leitet die 19-Jährige eine Mikrokreditgruppe. Jede Woche treffen sich 20 Frauen und legen etwas Geld beiseite. So können sie innerhalb der Gruppe unkompliziert einen Kredit bekommen. Wer nach einer Schulung einen verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen nachweisen kann, bekommt einen individuellen Kredit, um ein Kleinstunternehmen zu starten. „Ich verkaufe jetzt Melonen und Obst und möchte eine richtige Geschäftsfrau werden“, sagt sie in die Kamera.
Schule in Kenia fast nur für reiche Kinder
Um Jugendliche von der Straße zu holen und vor dem Einstieg in die Kriminalität zu bewahren, hat die Pfarrei weitere soziale Initiativen gegründet, darunter Sport- und Musikangebote. „Sport bringt junge Menschen in Bewegung und Musik ist Therapie“, erklärt Father Andrew den Schülern. Und er hat eine Erfolgsgeschichte mitgebracht: Eine Boxerin, die Kenia bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio vertrat, hat in dem Programm trainiert.
Die Schüler haben Fragen an Father Andrew mitgebracht. Warum die Menschen in Kenia Englisch sprechen und welche Unterrichtsfächer die Jugendlichen in Kenia haben, wollen sie wissen. „Die Fächer unterscheiden sich kaum von euren“, sagt der Ordensmann und überrascht mit seiner Antwort manch einen der Sendenhorster Schüler. Apropos Schule: Das Schulsystem in Kenia basiere fast ausschließlich auf Geld, nur die reichen Familien können sich eine Schulbildung erlauben. „Wenn ich mir eure schöne Schule anschaue, hoffe ich, dass ihr zu schätzen wisst, dass ihr hier in Deutschland freie Bildung bekommt, eure Talente entwickeln könnt und auf diese Weise die Möglichkeit habt, eure Zukunft zu gestalten“, gibt Father Andrew den Schülern mit auf den Weg.
Auslandsaufenthalt geplant?
Viele Finger schnellen hoch, als er die Jugendlichen zum Schluss fragt, wer Lust hätte, einmal nach Kenia zu kommen. Eine Steilvorlage für Ulrich Tiedeken vom Sendenhorster Verein „Freundeskreis Nyang’oma/Kenya“. 1995 gegründet, ist die Initiative die einzige Partnerschaft im Bistum Münster nach Kenia. Der Freundeskreis fördert verschiedene Projekte vor Ort und organisiert darüber hinaus Workcamps und Praktikanteneinsätze. „Wenn ihr Interesse habt, nach dem Schulabschluss einige Wochen oder Monate in den Schulen oder in sozialen Einrichtungen in Nyang´oma zu arbeiten, meldet euch. Es sind Erfahrungen fürs Leben“, wirbt Tiedeken.
Der Weltmissionssonntag ist die größte Solidaritätskollekte weltweit und findet am 23. Oktober statt.