Nina Vasylieva wartet auf Anerkennung als Ärztin

Ukraine-Flucht: Darum arbeitet eine Kinderärztin als Pflegehelferin

  • Die Ukrainerin Nina Vasylieva ist im Frühjahr 2022 durch den Krieg Russlands in der Ukraine nach Deutschland geflohen.
  • Die 37-jährige Kinderärztin arbeitet als Pflegehelferin im Henricus-Stift in Südlohn.
  • Dadurch verkürzt sie die Wartezeit, bis ihr Diplom anerkannt worden ist.

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Arbeiten, lesen, ein ruhiges Familienleben – das war nach dem 24. Februar 2022, dem Beginn des Krieges in der Ukraine, nicht mehr möglich in der ukrainischen Stadt Poltawa. Nina Vasylieva wurde bei jedem Sirenenalarm zermürbt zwischen ihren 24-Stunden-Diensten als Kinderärztin und der Sorge um ihren Mann und den sechsjährigen Sohn.

In der 330.000 Einwohner zählenden Stadt Poltawa, gelegen in der Zentralukraine, gut 350 Kilometer südöstlich von Kiew, wollte sie aus Angst vor den russischen Soldaten nicht mehr bleiben. Die Kinderärztin floh nach Deutschland mit ihrem Sohn. Ihr Mann kam am Ende vergangenen Jahres zu ihr nach Deutschland.

Seniorenheim als Startmöglichkeit

Mittlerweile wohnt die Familie in Oeding. Sebastian Stödtke, der Leiter des Henricus-Stifts, traf bei einem Ukraine-Treffen in Südlohn auf Nina Vasylieva. Stödtke erfuhr von der beruflichen Qualifikation der Ukrainerin und bot ihr eine berufliche Startmöglichkeit im Seniorenheim.

In Deutschland muss sich die Ukrainerin ihr Ärzte-Diplom anerkennen lassen. Im Zuge dieses Verfahrens wird das Diplom von der zuständigen Landesärztekammer auf seine Gleichwertigkeit – verglichen mit der deutschen Approbation – geprüft. Nina Vasylieva benötigt zur Anerkennung ihres Medizinstudiums zudem wenigstens ein Sprachzertifikat auf dem Niveau B2. Am 26. Juni steht ihre entsprechende Prüfung beim Goethe-Institut in Düsseldorf an. Auf die leichte Schulter nimmt sie den Termin nicht.

Deutsch lernen im Seniorenheim

„Ich weiß, was mir an Sprache fehlt“, sagt Nina Vasylieva. „Ich muss fleißig weiter Deutsch lernen. Ich habe nicht genug Sprachkenntnisse.“ Eine Möglichkeit, die deutsche Sprache besser zu erlernen, auch mit Blick auf Fachbegriffe, sei die Arbeit im Seniorenheim Henricus-Stift in Südlohn. Der Wille zum Erwerb der deutschen Sprache sei groß, berichtet der Einrichtungsleiter. „Nina Vasylieva hat sich schon ein plattdeutsches Buch gekauft.“

In der Einrichtung des Caritasverbandes Ahaus-Vreden arbeitet die Ukrainerin seit dem 1. April. „Allerdings können wir sie aufgrund fehlender Nachweise nur als Pflegehelferin beschäftigen“, berichtet Einrichtungsleiter Sebastian Stödtke. Die Ukrainerin übernimmt Aufgaben der Grundpflege und der Betreuung, „alles, was den Pflegealltag abbildet“, erläutert Sebastian Stödtke.

Fachkräfte dringend gesucht

Die 37-Jährige komme sehr gut im Team und bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Senioreneinrichtung an. Dank ihrer Hilfe sei die Kommunikation mit einem ukrainischen Bewohner deutlich einfacher geworden. Deutschland brauche Fachkräfte, sagt der Einrichtungsleiter. Bis sämtliche Unterlagen geprüft sind und das Anerkennungsverfahren abgeschlossen sei, werde es sicherlich noch ein dreiviertel Jahr dauern.

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