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Vor drei Jahren begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Auch wenn die Lage verworren ist, so hofft Familie Tomkovyd auf ein Kriegsende.
Täglich verfolgt die Familie von Ivan und Yuliia Tomkovyd mit ihren drei Kindern die Nachrichten – immer in der Hoffnung, einmal vom Ende des Kriegs zu hören. „Wir wünschen uns einen gerechten Frieden und keine Entscheidungen über die Köpfe der Ukrainer hinweg. Wir können nicht einschätzen, was der US-amerikanische Präsident Donald Trump und Wladimir Putin vorhaben. Sicher ist nur: Die Unterstützung für die Ukraine muss weitergehen“, sagt Yuliia Tomkovyd.
Vor drei Jahren, wenige Tag nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022, hat die Familie Tomkovyd mit ihrer damals 17-jährigen Tochter und den 14 und fünf Jahre alten Söhnen ihr Heimatland verlassen. Über Kontakte zu einer Freundin in Warendorf fanden sie zunächst eine Unterkunft, und später dann im Ortsteil Freckenhorst ein Zuhause.
Einstieg in das Arbeitsleben hat geklappt
„Wir sind im Münsterland angekommen und auch heimisch geworden“, sagen Yuliia und Ivan Tomkovyd übereinstimmend. Der Einstieg in den Beruf habe geklappt, die Kenntnisse der deutschen Sprache seien immer besser geworden.
Yuliia Tomkovyd (38) ist Lehrerin an der Gesamtschule Weiße Rose in Warendorf. Sie unterrichtet Englisch und Deutsch für Flüchtlingskinder. Ihr Mann Ivan (41) fand zunächst Arbeit als Gabelstapelfahrer, machte den sogenannten B1-Sprachkurs an der Landvolkshochschule Freckenhorst und arbeitet jetzt als LKW-Fahrer für einen großen Hersteller von Haushaltsgeräten im Kreis Gütersloh.
Krieg beschäftigt Familie jeden Tag
Die 20-jährige Tochter Kateryna studiert nach ihrem Abitur in Warendorf seit einigen Monaten in Münster Anglistik und Germanistik. Ihre jetzt 17 und acht Jahre alten Brüder gehen noch zur Schule.
Der Angriffskrieg auf die Ukraine beschäftigt die Familie jeden Tag. Nach den täglichen Fernsehsendungen wird darüber gesprochen, wie der Krieg im Osten der Ukraine verläuft, welche Bomben- und Drohnenangriffe die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. „Wir haben Verwandte in Kiew und anderen Städten. Wir halten Kontakt über WhatsApp und Instagram. Nach drei Jahren ist alles so zermürbend. Die Bombenangriffe machen die Menschen fertig“, sagt Yuliia Tomkovyd.
Tochter hilft bei Verständigung im Münsterland
Sie weiß, dass ihre Familie Glück gehabt hat. Ihr Ausreise nach Deutschland gelang auch für ihren Mann problemlos, weil sie damals zu Beginn des Kriegs drei minderjährige Kinder hatten. Ivan Tomkovyd wollte zunächst in der Ukraine bleiben und hatte sich schon als Freiwilliger einer Schutztruppe gemeldet. Als dreifacher Vater wurde er zurückgestellt, mit der Bemerkung: „Bleib bei der Familie.“
Die Integration im Münsterland gelang auch deshalb gut, weil Tochter Kateryna seit ihrer fünften Schulklasse am Goethe-Institut in Kiew die deutsche Sprache lernte und bei der Verständigung helfen konnte. Das half ein wenig, den Schmerz über den Verlust der Heimat zu ertragen.
Ausreise aus der Ukraine mit wenigen Koffern
Die Familie lebte gern in Kiew. Der Vater arbeitete im Autohandel. Alles lief rund, bis der russische Angriffskrieg begann, auch wenn der Konflikt in der Ostukraine schon viele Jahre andauerte. Für die Ausreise mit dem Auto nach Deutschland mussten wenige Koffer mit den Dokumenten und Kleidungsstücken genügen.
Für die Hilfen Deutschlands ist die Familie dankbar, wie Yuliia Tomkovyd betont: „Wir möchten das auch durch unsere Arbeit zeigen. Wir möchten uns integrieren. Es ist wichtig für unsere Kinder. Sie fühlen sich wohl und haben Anschluss gefunden. Wir sprechen zuhause unsere Landessprache, aber wir merken, dass unser jüngster Sohn schon längst die deutsche Sprache als seine Hauptsprache nutzt.“
Beheimatet in der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche
In der Warendorfer Gesamtschule hat die Lehrerin einen netten Kollegenkreis gefunden, auch ihr Mann Ivan fühlt sich wohl unter seinen Kollegen. Gespräche mit russischstämmigen Menschen werden eher behutsam und vorsichtig geführt. „Wir wissen um den Konflikt und die einseitige Medieninformation, die von Russland ausgeht. Es ist traurig, dass dieser Krieg Menschen getrennt hat“, sagt Ivan Tomkovyd.
Halt und Gemeinschaft findet die Familie in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Ihr gehören in der Ukraine etwa 3,5 Millionen Menschen an. In Münster feiert die Gemeinde jeden Sonntag in der St.-Norbert-Kirche im Stadtteil Coerde einen Gottesdienst.
Sonntagstreffen der Gemeinde
Ivan Tomkovyd hilft als Küster, die Gottesdienste im byzantinischen Ritus vorzubereiten. Tochter Kateryna hat sich zur Lektorin ausbilden lassen und verstärkt die liturgischen Gesänge. Geleitet wird die Gemeinde seit April 2024 Pfarrer Mykhailo Gutsuliak.
Die Treffen der Gemeinde sind auch immer ein wichtiger Austausch: „Wir kommen gern zu den Gottesdiensten. Es gibt uns Hoffnung und ein Gefühl von Heimat“, sagt Yuliia Tomkovyd.
Neue Heimat in Freckenhorst
Heimat geworden ist aber auch Freckenhorst. Selbst wenn ein dauerhafter Frieden in der Ukraine herrsche, wäre eine Rückkehr unwahrscheinlich. „Unsere Söhne gehen hier zur Schule. Sie haben ihre Freunde hier. Unsere Tochter studiert hier. Also bleiben auch wir. Wir unterstützen unsere Heimat, wo wir nur können, und sind allen Menschen dankbar für die Solidarität“, sagen die Eltern.
Gebet für den Frieden in der Ukraine
Ein ökumenisches Friedensgebet wird am Montag, 24. Februar, um 20 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche in Münster gestaltet.