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Das Bistum Münster hat Besuch aus der ukrainischen Diözese Butschatsch im Südwesten des Landes bekommen. Bischof Dmytro Hryhorak von der griechisch-katholischen Kirche hat die Fachstelle Weltkirche besucht. Der Kirchenvertreter berichtete von den Kriegsfolgen und dankte für die Solidarität der Menschen im Bistum Münster.
Erstmals seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat ein Bischof aus der dortigen Diözese Butschatsch im Südwesten des Landes das Bistum Münster besucht, berichtet die Bischöfliche Pressestelle. Bischof Dmytro Hryhorak von der griechisch-katholischen Kirche tauschte sich mit Vertreterinnen der Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat aus, darunter die Leiterin Judith Wüllhorst sowie Mariya Sharko, selbst gebürtige Ukrainerin.
„Die Kirche in der Ukraine hat zurzeit eine doppelte Mission“, erklärte Bischof Dmytro im Gespräch. Ihre Aufgabe sei es, sowohl Hoffnung auf einen baldigen Frieden zu geben als auch Hass unter den Menschen zu verhindern. Denn: „Die Bevölkerung in der Ukraine ist erschöpft und kriegsmüde“, so der Bischof.
Diözese leistet humanitäre Hilfe
Die Diözese Butschatsch leistet seit Beginn des russischen Angriffskrieges humanitäre Hilfe in den umkämpften Gebieten, berichtete Bischof Dmytro von zahlreichen Herausforderungen. Zwischen 15 und 25 Tonnen Lebensmittel würden wöchentlich in den Osten der Ukraine geschickt. „Damit werden vor allem ältere Menschen, die ihre Wohnorte nicht verlassen wollen oder können, mit dem Nötigsten versorgt“, erklärte der Bischof. Auch hätten viele Gemeinden Geflüchtete aus den umkämpften Gebieten aufgenommen. Im „Haus der Barmherzigkeit“ in Tschortkiv, ein Zentrum für therapeutische Behandlungen von Kindern mit Behinderungen, seien aktuell Binnenflüchtlinge untergebracht.
„Als Priester ist es unsere Aufgabe, bei den Menschen zu bleiben“, betonte Bischof Dmytro. Seit Beginn der russischen Invasion im Jahr 2014 betreut jede griechisch-katholische Diözese in der Ukraine eine Gemeinde im Osten. Er berichtete von einem Vorfall in jüngster Zeit: Ein Priester in der Region Donetsk habe zwei Wochen mit seinen Gläubigen im Schutzbunker verbringen müssen. Während er den letzten Gottesdienst im Bunker feierte, habe der Bombenanschlag begonnen. „Er hat es geschafft, das Allerheiligste zu retten und ist mit anderen Menschen in den Westen geflohen“, berichtete der Bischof.
Dank für die Solidarität mit der Ukraine
Wie anderorts auch seien die Priester in der Diözese Butschatsch emotional stark belastet. So wurden in seinem Bistum seit März bereits 30 Soldaten zwischen 19 und 60 Jahren beerdigt, 18 Beerdigungen übernahm Bischof Dmytro selbst. „Solche Beerdigungen sind nur schwer zu ertragen“, gab er einen Einblick. Häufig blieben die Frauen und Kinder ohne Familienfürsorger oder die Eltern ohne ihren Sohn zurück. Die Priester unterstützen die Angehörigen nach der Beerdigung, zudem betreuten sie die Familien, deren Männer noch im Krieg kämpfen.
Die Betreuung und Therapie der Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen sieht der ukrainische Bischof als eine der Hauptaufgaben nach Ende des Krieges. „Das betrifft insbesondere Soldaten, die aus dem Krieg zurückkommen, aber auch Familien, die mit der Situation überfordert sind“, sagte er. Die Diözese Butschatsch habe in diesem Bereich seit 2014 bereits Erfahrungen gesammelt und ein Zentrum mit Therapiemöglichkeiten errichtet. Bischof Dmytro hob im Gespräch mit der Fachstelle Weltkirche die Notwendigkeit des Ausbaus dieser Angebote hervor und dankte den Menschen in Deutschland für ihre Spenden und ihre Solidarität mit der Ukraine.
Bistum Münster unterstützt die Ukraine
Judith Wüllhorst und Mariya Sharko wissen um die große Not der Menschen vor Ort und auf der Flucht. „Wir haben zahlreiche Partnerinnen und Partner in der Ukraine, die gerade Unglaubliches leisten. Angesichts ihrer Berichte und Erzählungen bleiben wir oft sprachlos zurück“, würdigten die beiden den Einsatz. „Sich mit ihnen durch eine finanzielle Unterstützung und das Gebet solidarisch zu zeigen, ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag unsererseits“, rufen sie auf.
Die Arbeit der Priester in der Ukraine wird seit 20 Jahren mit Mitteln des sogenannten Diasporapriesterhilfsfonds unterstützt. Die Priester aus dem Bistum Münster geben zwei Prozent ihres Jahresgehalts in den Solidaritätsfonds für die Diasporahilfe in Osteuropa. Einrichtungen wie das „Haus der Barmherzigkeit“, in dem im Moment Binnenflüchtlinge untergebracht sind, können zudem dank der großzügigen Spenden der Menschen im Bistum Münster gefördert werden.
Eine Soforthilfe für die Menschen in der Ukraine ist mit einer Überweisung über das DKM-Spendenportal www.dkm-spendenportal.de unter dem Stichwort „Nothilfe Ukraine“ möglich.