500.000 Eingaben zur Weltsynode – Bischofskonferenz veröffentlicht Zusammenfassung

„Umfassender Sinneswandel nötig“: Auch Italiens Katholiken wollen Reformen

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Auch italienische Katholikinnen und Katholiken fordern mehr Offenheit und Dialog in der Kirche. Das geht aus einer Zusammenfassung der Eingaben für die Weltsynode hervor, die die italienische Bischofskonferenz veröffentlichte. Besonders müsse die Kirche die Leidensgeschichten von Missbrauchs-Betroffenen, Frauen und queeren Personen wahrnehmen.

Mehr Offenheit, mehr Transparenz, mehr Dialog, mehr Beteiligung von Laien – so lauten Forderungen, die auch Katholikinnen und Katholiken in Italien an ihre Kirche stellen. Das zeigt eine Zusammenfassung der nationalen Eingaben an die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode, die die Italienische Bischofskonferenz veröffentlicht hat.

Rund eine halbe Million Gläubige, etwa zehn Prozent aller katholischen Italienerinnen und Italiener, haben sich den Angaben zufolge in 50.000 synodalen Gruppen beteiligt. Zum Vergleich: In Deutschland gab es auf die Bitte des Papstes um Beteiligung Rückmeldungen im „untersten einstelligen Prozentbereich“, wie die Deutsche Bischofskonferenz Anfang August mitteilte.

Leidensgeschichten von Frauen und queeren Personen

Auch wenn in der italienischen Zusammenfassung die in Deutschland etwa vom Synodalen Weg diskutierten Themen Zölibat, Priesterweihe der Frau und Sexualmoral nicht explizit vorkommen, sehen auch die Katholikinnen und Katholiken in Italien fundamentalen Reformbedarf.

Notwendig seien ein umfassender Sinneswandel und mehr Transparenz. Dazu müsse die Kirche besser „auf alle Menschen in ihren konkreten Lebenssituationen hören“ – nicht zuletzt auf die Betroffenen sexuellen und geistlichen Missbrauchs. Es sei notwendig, auch jene Themen zu besprechen, deren Diskussion bisher verhindert wurde. Dazu gehörten die Leidensgeschichten etwa von Geschiedenen, von Frauen und queeren Personen.

„Klanglos, urteilend, wenig kompetent“

Ihre Kirche erscheint den italienischen Gläubigen zu „priesterzentriert“. Laien würden ausgegrenzt – besonders Frauen. Sie vermissen eine „reale Teilung der Verantwortlichkeit“. Viele Gemeinden erlebten eine Beteiligung lediglich „reduziert auf eine Formalie zur Rechtfertigung bereits beschlossener Entscheidungen.“

Mit Blick auf den Dialog mit anderen Kulturen und Lebensformen sei die Kirche zwar aufgerufen, ihre Überzeugungen zu äußern. Sie erscheine allerdings oft „blutleer, verschlossen, urteilend, zersplittert und wenig kompetent“. Es gebe nur wenige Orte und Gelegenheiten zum Dialog - weder innerhalb der Kirche, noch und erst recht nicht im Austausch mit der Zivilgesellschaft. Beide gingen parallele Wege, sodass „jeder seine eigene Wirklichkeit lebt - ohne Überschneidungen, ohne sich befragen zu lassen“.

Sektierische Entwicklungen

Eine synodale Kirche aber sei sich bewusst, dass sie lernen muss. Dazu gehöre etwa, sich nicht als das Zentrum von allem zu verstehen, sondern sich mit allen gemeinsam auf den Weg zu machen und Konflikte zu bewältigen – auch mit jenen, die sich nicht zu ihr bekennen, die anderen Bekenntnisses sind oder nicht glauben.

Um die Kirche als Heimat zu erfahren, müsse sie für jeden Einzelnen ein Ort der Geborgenheit und der Freiheit sein, den man sich nicht erst verdienen muss. Viele erlebten zwar Pfarreien, Gruppen und Bewegungen als Möglichkeiten für echte Begegnung, Freundschaft und Gemeinschaft. Außenstehende beobachteten allerdings sektiererische Entwicklungen oder Formen eines „Fan-Clubs“.

Das Dokument betont demgegenüber: „Das Haus der Kirche hat nicht Türen, die sich schließen, sondern ein Gebiet, das sich kontinuierlich weitet.“

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