Caritas im Bistum Münster: Zentralisierungs-Debatte sollte vom Tisch sein

Umfrage: Menschen wünschen wohnortnahe Krankenhäuser

Drei von vier Deutschen meinen nicht, dass Deutschland Pandemien wie Corona mit nur halb so vielen, dafür größeren Krankenhäusern bewältigen kann. Durch die Ergebnisse sieht sich die Caritas im Bistum Münster bestätigt.

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Drei von vier Deutschen meinen nicht, dass Deutschland Pandemien wie Corona mit nur halb so vielen, dafür größeren Krankenhäusern bewältigen kann. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts Forsa für den Katholischen Krankenhausverband Deutschlands (KKVD).

Dessen Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin warnte vor einem „Kahlschlag in der Krankenhauslandschaft“. Zugleich betonte sie, Reformen der Versorgungsstruktur seien nötig. Das werde mancherorts auch zu Klinikschließungen führen. „Wichtig ist, dass die Strukturreform am regionalen Versorgungsbedarf ausgerichtet wird“, so Rümmelin.

 

Caritas warnt vor alleinigem Rendite-Denken

 

Laut Umfrage ist 93 Prozent der Befragten ein wohnortnahes Krankenhaus sehr wichtig (62 Prozent) oder wichtig (31 Prozent). Durch die Ergebnisse sieht sich die Caritas im Bistum Münster bestätigt.

Klaus Schoch, Leiter der Abteilung Gesundheitshilfe der Bistums-Caritas, sagte, die vor Corona geführte Debatte um eine Zentralisierung der Krankenhausversorgung „sollte nach den Erfahrungen der vergangenen Monate vom Tisch sein“. Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann ergänzte, Kliniken dürften auch „nicht als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden, die ­jederzeit genug Rendite erbringen müssen und dafür Personal, Ausrüstung und Notfallkapazitäten knapp halten“.

 

Gleichwertige Versorgung bundesweit als Ziel

 

Der KKVD verweist auf die Daseinsvorsorge. Die Lebensverhältnisse in Deutschland könnten nicht gleichwertig genannt werden, wenn die Menschen je nach Ort eine ganz unterschiedliche medizinische Versorgung erlebten.

„Die Bundesregierung hat sich gleichwertige Lebensverhältnisse überall im Land auf die Fahne geschrieben“, erinnerte Eva Maria Welskop-Deffaa, Sozialpolitischer Vorstand des Deutschen Caritasverbands. „Die Postleitzahl darf nicht über Teilhabechancen entscheiden.“

 

Bedeutung der Krankenhäuser bei neuartigen Erregern

 

Der KKVD wies zudem darauf hin, dass nach Meinung von je 39 Prozent der Befragten Krankenhäuser und Gesundheitsämter den größten Anteil an Testung und Behandlung von Covid-19-Patienten hatten. 13 Prozent nannten die Hausärzte, neun Prozent sprachen Kliniken, Ämtern und Ärzten gleich große Anteile zu.

„Im Fall einer Pandemie ist auch künftig ein dichtes Netz an gut erreichbaren Kliniken wichtig. Gerade in den ersten Wochen der großen Unsicherheiten angesichts eines unbekannten Erregers können Krankenhäuser schneller reagieren und auch Patientenströme besser trennen, als dies in einer kleinen Arztpraxis möglich ist“, so Rümmelin.

 

Mehr als 50 katholische Krankenhäuser im NRW-Teil des Bistums

 

Der KKVD vertritt nach eigenen Angaben bundesweit rund 400 Krankenhäuser in katholischer Trägerschaft. Die Caritas ergänzt, allein im nord­rhein-westfälischen Teil des Bistums Münster gebe es mehr als 50 katholische Krankenhausstandorte.

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