St. Regina Drensteinfurt hat digitale Kontaktverfolgung ausprobiert

Umstrittene Luca-App auch im Bistum Münster im Einsatz?

  • Die Luca-App soll Geschäfte und Veranstalter bei der Kontaktverfolgung zur Pandemiebekämpfung unterstützen.
  • Für die Pfarrei St. Regina Drensteinfurt liegen die Vorteile auf der Hand.
  • Das Bistum Münster verweist außerdem auf die Corona-Warn-App des Bundes mit einer neuen Funktion zur Kontaktverfolgung.

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Der Friseur, der Zoo und viele Gastronomen setzen ihre Hoffnungen auf eine kostenlose Handy-App: Mit „luca“ sollen Kontakte in der Pandemie unkompliziert verfolgt werden können. So böte sich eine digitale Alternative zu Listen, Formularen und Kärtchen. Eignet sich das Tool auch für den Einsatz in Pfarreien?

Bisher werden bei Gottesdiensten die Angaben der Besucher in Papierform gespeichert: „Bei uns kommt der Zettel-Packen für vier Wochen in den Tresor“, sagt Maria Wienken von St. Regina Drensteinfurt. Die Pfarrei benutzt mittlerweile auch die App, die der Kreis Warendorf schon länger im Einsatz hatte. Hinter dem Programm, das von einigen Bundesländern mitfinanziert wird, steht das Hasso-Plattner-Institut, eine gemeinnützige GmbH der Universität Potsdam, sowie einige Kulturschaffende wie die Band „Die Fantastischen Vier“.

 

Das sagt das Bistum Münster

 

Wie funktioniert die Luca-App genau? „Der Teilnehmer scannt den Code beim Eintritt zu einer Veranstaltung oder beim Besuch eines Gottesdienstes. Hierdurch wird jeweils ein Check-In des Besuchs erstellt. Damit kann später der Kontakt nachvollzogen und entstandene Infektionsketten ermittelt werden“, sagt Christel Dierkes, Datenschutzbeauftragte für Kirchengemeinden und angeschlossene Einrichtungen im Bistum Münster auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“.

Die so gesammelten personenbezogene Daten würden verschlüsselt abgelegt. „Ein Zugriff erfolgt nur im Infektionsfall mit Einwilligung der betroffenen Person und nur durch das Gesundheitsamt“, so die Expertin des Bistums.

 

Pfarrei sieht Vorteile

 

Wer die App auf seinem Handy freiwillig nutzt, muss sich mit Namen, Kontaktdaten und einer zu verifizierenden Mobilfunknummer im Vorfeld bei Luca registrieren. „Durch die alternative Nutzung dieses digitalen Angebots zur Rückverfolgbarkeit kann der Papierwust reduziert werden – das ist ein zusätzlicher Pluspunkt für mehr Datenschutz“, sagt Dierkes.

Auch für die Pfarrsekretärin liegen die Vorteile auf der Hand: „Wir haben drei Kirchen und eine Kapelle“, sagt Maria Wienken. Dort seien die QR-Codes nun ausgehängt und auf Aufstellern angebracht. Mit der Luca-App auf dem Handy registrieren sich die Besucher beim Betreten der Kirche. „Auschecken muss man sich nicht – das macht die App automatisch, sobald Sie einen bestimmten Radius verlassen.“

 

Kritik an der App

 

Zuletzt stand die App in der Kritik. Ein Schlüsselhänger, der die Funktion des Handys ersetzt, könnte von Unbefugten ausgelesen werden: „Den Anhänger haben wir gar nicht im Einsatz“, sagt Maria Wienken. Dafü bräuchte die Pfarrei Auslesegeräte für die vier Kirchorte: „Das ist nicht praktikabel und zu kostenintensiv.“

Für ihre Gemeinde sei die Luca-App besonders bei den anstehenden Erstkommuniongottesdiensten hilfreich. „Wir haben keinen Zugriff auf die Daten“, versichert die Pfarrsekretärin. Dabei ist gewährleistet: „Die Datenübertragung im Infektionsfall an das Gesundheitsamt der Kommune erfolgt mit Einwilligung des Betroffenen“, ergänzt Christel Dierkes.

 

Datenspeicherung und Barrierefreiheit

 

Ein weiteres Problem ist die zentrale Speicherung der Daten. „Auch ist derzeit noch nicht abschließend geklärt, wer die verantwortliche Person und Stelle für die Datenverarbeitung ist“, sagt die Datenschutzbeauftragte im Bistum Münster.

Nachgebessert werden muss wohl auch in Sachen Barrierefreiheit. Zuletzt hatten Hamburger Vertreter von Menschen mit Behinderung die Darstellungsweise kritisiert und dazu aufgefordert, die App erst einzusetzen, wenn die Barrierefreiheit von offizieller Stelle bestätigt sei.

 

Alternative: Die neue Funktion der Corona-Warn-App

 

Wer die Luca-App nicht nutzen möchte, kann auch auf ein anderes System zurückgreifen, so die Expertin vom Bistum Münster: „Aufgrund der dezentralen Datenspeicherung mit Blick auf Datenschutz und IT-Sicherheit ist die seit dem 21. April verfügbare Check-in-Funktion der Corona-Warn-App zu nennen.“

Dierkes betont: „Fakt ist: Durch die Lizenzierung der Luca-Software in den einzelnen Kommunen können Unternehmen und auch die Kirchengemeinden einen Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen.“ Weiterhin sollte es dennoch Besuchern und Gästen möglich sein, sich in Papierform zu registrieren: „Die digitale Erfassung der Luca-App kann ,nur‘ eine Alternative darstellen.“

 

Hohe Inzidenzen verhindern Einsatz vorerst

 

Allerdings hilft auch die beste App nichts, wenn die Zahlen steigen: Wegen zu hoher Inzidenzwerte sagte die Pfarrei St. Regina auf Bitten der Stadt Drensteinfurt die 22 angesetzten Erstkommuniongottesdienste ab. Die hochansteckende britische Variante des Corona-Virus hatte sich weiter ausgebreitet.

Maria Wienken und ihre Kolleginnen im Pfarrbüro bleiben zuversichtlich: „Wenn es sich wieder etwas normalisiert, sieht sich die Kirchengemeinde analog und digital jedenfalls gut aufgestellt.“

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