WISSENSCHAFT

Uni Münster: Bereich „Religion und Politik“ verliert Exzellenz-Förderung

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Der Exzellenzcluster hatte seit 2007 Geld erhalten. Was das Ausbleiben für die Projekte, die Forschenden und den „Campus der Religionen“ bedeutet.

 

Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Universität Münster wird ab 2026 nicht neu gefördert. Das entschied eine Kommission aus Experten sowie den Wissenschaftsministerinnen und -ministern von Bund und Ländern am Donnerstag.

Der Cluster wurde seit 2007 gefördert und hatte sich für eine vierte Periode beworben. Ein zweiter Exzellenzcluster aus Münster – im Bereich Mathematik – kam hingegen wieder zum Zug.

Wie geht es für die Forschenden weiter?

Uni-Rektor Johannes Wessels sagte, er habe sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Zugleich betonte er vor Medienvertretern, die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien ja weiter in Münster: „Sie werden sich nun andere Fördertöpfe suchen.“ Die Exzellenzcluster-Förderung sei nicht die einzige Drittmittel-Unterstützung.

Seit 2007 hatte „Religion und Politik“ aus der Cluster-Förderung 117 Millionen Euro erhalten, für die kommenden sieben Jahre waren weitere 47 Millionen Euro beantragt. Es gebe „eine Auslauf-Finanzierung über drei Jahre“, um begonnene Projekte abschließen zu können. Ein Volumen dieser Finanzierung nannte Wessels nicht.

Uni-Rektor: Cluster hat sich etabliert

Zum Exzellenzcluster gehören nach Uni-Angaben mehr als 150 Menschen aus 25 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern. Das Ausbleiben der erneuten Förderung werde vor allem Folgen für „temporäre Stellen“ nach Abschluss laufender Arbeiten haben, so der Rektor.

Warum „Religion und Politik“ keinen Zuschlag bekam, konnte er nicht sagen. Er verwies aber darauf, dass der Cluster nach 18 Jahren den „Projektstatus“ verlassen, sich etabliert und in seinen Kooperationen einen Namen gemacht habe; Wessels sprach von einem „Leuchtturm“.

Folgen für den „Campus der Religionen“

Auch der „Campus der Religionen“ werde von den am Cluster beteiligten Forschenden und Lehrenden „leben“. In dem Neubau westlich der Innenstadt von Münster sollen die Fakultäten für katholische, evangelische und islamische Theologie Platz finden. „Ohne den Cluster würde es den Campus so nicht geben“, betonte der Rektor.

Uni-Sprecher Norbert Robers sagte zu Kirche+Leben, derzeit sei geplant, das Gebäude zu Jahresbeginn 2026 zu übernehmen. Möglicherweise könne es zum Sommersemester 2026 den Betrieb aufnehmen.

Geisteswissenschaften seltener gefördert

Das Nein zum Cluster „Religion und Politik“ war nicht unbedingt erwartet worden. Zwar galt als Risiko, dass er bereits seit Jahren gefördert wird. Allerdings hatte der Sprecher des Clusters, der katholische Theologe Michael Seewald, noch in diesem Jahr den hoch dotierten Leibniz-Forschungspreis erhalten.

Uni-Rektor Wessels fügte an, viele geförderte Cluster hätten „einen klaren Anwendungsbezug“. Das habe womöglich mit der angespannten Wirtschaftslage und dem Wunsch nach Innovationen zu tun. Geisteswissenschaftliche Cluster seien insgesamt seltener berücksichtigt worden.

Update 19.30 Uhr: Durchgehend neu nach Pressekonferenz der Uni Münster.

 

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