POLITIK

Merz-Pläne: Münsters Oberbürgermeister Lewe attackiert kirchliche Verbände

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Kirchliche Verbände übten scharfe Kritik an den Migrationsanträgen der Union. Nun zieht Münsters Oberbürgermeister Konsequenzen.

 

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) hat die Stellungnahmen der kirchlichen Verbände zu den migrationspolitischen Anträgen der Union scharf kritisiert. Sie seien „zum Teil in erheblichem Maße heuchlerisch und auch verletzend“, sagte er am Dienstag in einem Interview mit dem Berliner Magazin „Cicero“. Besonders nahm Lewe den Kolping-Diözesanverband Münster und den Diözesanverband Münster der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in den Blick. Diesen Verbänden ginge es nicht um eine „Debatte auf Augenhöhe“, sondern um eine „selbstgefällige First-Class-Moral“.

Obwohl kirchliches Engagement zu seinem Leben gehöre und er in der katholischen Jugendarbeit seine Frau kennengelernt habe, müsse Lewe den Kolping-Verband nach 44 Jahren verlassen: „Nun bin ich ausgetreten. Die Geschäftsstelle hat den Austritt bestätigt, das war’s. Das finde ich wirklich schade.“

Lewe: Kirche soll keine beliebige NGO sein

In der Kirche gebe es ein „erhebliches Strukturproblem“, so Lewe.  Die Kirchenbürokratie habe ein „Eigenleben entwickelt, gegen das sich keiner traut, etwas zu sagen“. Die Verantwortung dafür liege weniger bei den Vorständen der Verbände oder den Bischöfen, auch wenn er eine Stellungnahme von deren Seite vermisse. Die Auseinandersetzung zwischen Union und Kirchen werde „erneut eine Erosion bei Mitgliedern und Engagierten mit sich bringen“.

Die Kirchen müssten sich wieder auf ihre „Kernkompetenz von Glaubensverbreitung und Seelenheil konzentrieren“. Zwar gehörten Caritas oder Diakonie dazu – die Kirche dürfe aber nicht zu einer „beliebigen NGO“ werden. Es sei falsch, wenn sie einem „anti-religiösen Zeitgeist“ hinterherlaufe. Sie müsse stattdessen „Beziehungen zwischen Gott und Menschen“ stiften.

Im Bistum Münster hatten sowohl das Kolpingwerk als auch die KFD das Abstimmungsverhalten der Unionsfraktion kritisiert. Eine „indirekte Zusammenarbeit der Kolpingmitglieder mit der AfD ist nicht mit den Beschlüssen des Kolpingwerkes in Deutschland vereinbar“, hieß es zum Beispiel in einer Stellungnahme von Kolpingwerk und Kolpingjugend, die Anfang Februar auf der Internetseite des Diözesanverbands veröffentlicht wurde.

Karriere im Bistum Münster

Markus Lewe ist seit 2009 Oberbürgermeister der Stadt Münster und seit 2021 wieder Präsident des Deutschen Städtetags. Er wird im September 2025 nicht mehr zur Kommunalwahl antreten. Lewe war vor seiner politischen Karriere als Revisor sowie als Leiter des Controllings und Chef der Organisationsentwicklung beim Bistum Münster tätig.

 

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