3. Platz: Ehrenamtspreis des Bistums Münster 2022

Urlauberseelsorge auf Wangerooge: Im brausenden Wind Gott etwas näher

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Mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münsters zeichnen das Bistum, das Diözesankomitee und „Kirche-und-Leben.de“ beispielhafte, innovative oder nachhaltige Initiativen und Projekte aus. Vor der Preisverleihung am 18. September stellen wir die diesjährigen Preisträger nochmal vor. Den Beginn macht der dritte Platz: die Urlauberseelsorge auf Wangerooge.

Nordseewetter – Wind, Wolken, Wellen. Am Strand von Wangerooge ist zur frühen Morgenstunde noch niemand. Wohl aber in der St.-Willehad-Kirche. Die Urlauberseelsorge hat zum Frühgottesdienst eingeladen. „Kompass“ heißt der, „eine Orientierung für den Tag.“ Für viele gehört der fest zum Ferienprogramm. Gerade in besonderen Zeiten wie den Kar- und Ostertagen kommen die Menschen nicht nur wegen des weiten Strands und den brausenden Wogen auf die Insel. Sie kommen auch, weil sie diese Tage genauso verbringen wollen, wie sie die Urlauberseelsorge anbietet.

„Ostern bedeutet Verwandlung“, sagt Marga Voss aus dem Organisationsteam. „Und wenn wir von der Insel zurückfahren, sind wir immer verwandelt.“ Sie kommt aus Rheine und ist regelmäßig im Team der Urlauberseelsorge. Mit vielen weiteren Helfern aus allen Teilen Deutschlands stellt sie ein Programm auf die Beine, das weit mehr ist als der morgendliche Gottesdienst. Kultur, Kreatives, Sportliches – all das verbinden sie zu einem Erlebnis, das viele Fans hat. Sie kommen genau dafür, zu dieser Zeit und aus diesem Anlass auf die Insel.

Insel als Sehnsuchtsort

Die ist ein Geschenk für ein solches Angebot. Die Nordseeluft raut die Seele auf. Die Entfernung zum Festland lässt Abstand zu. Wer aus der kleinen Bahn steigt, die die Urlauber von der Fähre in den Ort bringt, lässt vieles hinter sich. Um Neues vor sich zu haben: eine Zeit auf das Osterfest zu, die im heimischen Alltag kaum möglich wäre.

„Es geht immer um Sehnsucht, wenn die Menschen hierher kommen“, sagt Kathi Sandmann aus Münster. Auch sie gehört zum Team und nennt die Insel einen „absoluten Sehnsuchtsort“. „Sie trifft ins Herz, macht Platz für andere Gedanken, für Gefühle und Träume.“ Da brauchen die Urlauberseelsorger nicht viel anzustoßen, da gibt es von allein ausreichend Berührungspunkte für spirituelle Momente. „Gott macht sich in der Schöpfung bemerkbar, und der ist man hier ein Stück näher.“

Mal geht es ums Wetter, mal um Ängste

Nicht bei allen Programmpunkten wird gebetet oder aus dem Gotteslob gesungen. Manchmal geht es einfach nur barfuß an den Strand, um mit Atemübungen und Gymnastik zu sich zu finden. Ein Strandkorb mit der Fahne der Urlauberseelsorge lädt zur Pause ein. Auch auf dem Kirchplatz stehen die Körbe. Darin: Ansprechpartner, zu denen sich die Feriengäste setzen können. Im Gespräch geht es manchmal ums Wetter. Ein anderes Mal um Trauer, Verlust und Angst.

Genau das macht das Angebot aus. Wie die Nordsee: Es kann seicht sein, es darf aber auch in tiefes, unruhiges Wasser gehen. „Wir haben in der Karzeit in der Kirche einen Krug der Tränen für Zettel aufgestellt, auf denen die Menschen ihrer Wut und Traurigkeit über die Situation der Kirche Luft gemacht haben“, sagt Voss. In die Gottesdienste mit Kirchenliedern kommen genauso viele Gäste wie zu den abendlichen Singrunden mit Schunkelliedern ums Lagerfeuer.

Jeder kommt mit seinem Talent

Gerade Familien und Kinder sind dabei. Nicht nur als Gäste, auch als Helfer. Jugendliche gestalten selbst kreative und bunte Angebote. Jeder bringt sein Talent ein. Davon profitiert auch die heimische Pfarrgemeinde. „So etwas könnten wir nicht selbst auf die Beine stellen“, sagt Isabelle Riegels, die auf Wangerooge lebt. „Es ist schön, wenn wir ein Angebot einfach mal nur genießen können.“ Auch in der Ökumene: Zum gemeinsamen Kreuzweg am Karfreitag von der katholischen hinüber zur evangelischen Kirche kamen mehr als 100 Menschen.

„Wenn man die Chance hat, diese Tage füllen zu können, ist das eine wunderbare Aufgabe“, sagt Voss. Aber auch eine Herausforderung: Es muss viel abgestimmt, organisiert und vorbereitet werden. „Wir bekommen dabei Unterstützung von allen Seiten.“ Nicht zuletzt auch von Pfarrer Egbert Schlotmann. „Der uns viele Freiheiten gibt – aber auch immer da ist, wenn man ihn braucht.“

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