Papst bittet um Weisheit und Kraft für neuen US-Präsidenten

US-Bischöfe formulieren Erwartungen an Biden und üben Kritik

  • Am Tag der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden haben die US-Bischöfe ihre Erwartungen an die neue Regierung formuliert.
  • Zugleich kritisierte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez, Biden in ungewöhnlich offenen Tönen für dessen Haltung etwa in der Abtreibungsdebatte.
  • Davon unabhängig unterstrich Gomez, die Bischöfe mischten sich nicht in die Parteipolitik ein.

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Am Tag der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden haben die US-Bischöfe ihre Erwartungen an die neue Regierung formuliert. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez, signalisierte in einer am Mittwoch verbreiteten Stellungnahme die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der neuen Regierung auch bei umstrittenen Themen. Zugleich kritisierte er Biden in ungewöhnlich offenen Tönen für dessen Haltung etwa in der Abtreibungsdebatte.

Der Präsident wolle Maßnahmen ergreifen, „die moralische Übel fördern und das Leben und die Würde des Menschen bedrohen“, so der Erzbischof von Los Angeles. Neben Bidens Position zur Abtreibung nannte er dessen Ansichten zu Empfängnisverhütung, Ehe und Genderfragen. Abtreibungen bezeichnete Gomez als direkten Angriff auf das Leben.

 

Kirche hofft auf Dialogbereitschaft Bidens

 

Es handle sich dabei nicht nur um eine „Privatsache“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter. Abtreibungen würden auch „beunruhigende und grundlegende Fragen der Brüderlichkeit, Solidarität und Inklusion“ aufwerfen. „Wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass die Abtreibungsraten bei Armen und Minderheiten viel höher sind und dass das Verfahren regelmäßig angewendet wird, um Kinder zu eliminieren, die mit Behinderungen geboren würden.“

Anstatt eine weitere Liberalisierung bei Abtreibung und Empfängnisverhütung durchzusetzen, hoffe er darauf, dass Biden den Dialog mit der Kirche suche, so Gomez, der zugleich betonte, das Verhältnis der Bischöfe zu Biden werde „einzigartig“ sein, weil dieser seit 60 Jahren der erste katholische Präsident in der Geschichte der USA sei.

 

US-Bischöfe uneinig

 

Davon unabhängig unterstrich Gomez, die Bischöfe mischten sich nicht in die Parteipolitik ein. „Wir arbeiten mit jedem Präsidenten und jedem Kongress zusammen. In einigen Fragen stehen wir eher auf der Seite der Demokraten, in anderen stehen wir an der Seite der Republikaner.“

Laut Berichten amerikanischer Online-Medien hatte es unmittelbar vor der Veröffentlichung unter den Bischöfen Unstimmigkeiten über den Text und die kritischen Äußerungen von Gomez an die Adresse Bidens gegeben.

 

Papst gratuliert und betet für Biden

 

Papst Franziskus gratulierte Biden zum Amtsantritt. Er wolle Gott bitten, ihm „Weisheit und Kraft für die Ausübung des hohen Amtes“ zu schenken, heißt es in einem Telegramm an Biden, das der Vatikan unmittelbar im Anschluss an Bidens Antrittsrede veröffentlichte.

Angesichts schwerer Menschheitskrisen, so das Kirchenoberhaupt, sollten Bidens Entscheidungen geleitet sein „von der Sorge um den Aufbau einer Gesellschaft, die geprägt ist durch wahre Gerechtigkeit und Freiheit“.

 

Vor Vereidigung war Biden in der Kirche

 

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hatte Joe Biden am Mittwoch in Washington seinen Eid als Präsident der USA abgelegt. Zuvor war Kamala Harris vor den Stufen des Kapitols als erste schwarze Vizepräsidentin vereidigt worden.

Den Tag begonnen hatte Biden mit einem Gottesdienst in der katholischen St.-Matthew-Kathedrale. Der 78-Jährige ist nach John F. Kennedy erst der zweite Katholik an der Spitze der Vereinigten Staaten.

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