Kommentar von Chefredakteur Christof Haverkamp

USA: Schwere Wahl für katholische Christen

Hillary Clinton oder Donald Trump? Bei den Präsidentschafts-Wahlen heute in den USA haben die Katholiken eher die Qual der Wahl. Chefredakteur Christof Haverkamp meint: ein echtes Dilemma.

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Hillary Clinton oder Donald Trump? Bei den Präsidentschafts-Wahlen heute in den USA haben die Katholiken eher die Qual der Wahl. Chefredakteur Christof Haverkamp meint: ein echtes Dilemma.

In den USA haben es katholische Christen bei der heutigen Präsidentschaftswahl nicht leicht - zumindest nicht, wenn sie eine an Werten orientierte Wahlentscheidung fällen wollen. Auch die katholischen Christen in den USA vertreten konservative oder liberale Positionen und treten nicht geschlossen auf. Zudem haben Schwarze oder lateinamerikanische Einwanderer, vor allem aus Mexiko, andere Interessen als Weiße. Insgesamt haben die Katholiken erhebliches politisches Gewicht, denn sie stellen die größte Konfession in den Vereinigten Staaten, wo die Bedeutung der Religion im öffentlichen Leben zwar zurückgegangen, aber immer noch bedeutsam ist.

Drei Fernseh-Duelle haben die beiden Spitzenkandidaten Hillary Clinton und Donald Trump geführt, und jedes Duell war mehr eine Schlammschlacht als eine inhaltliche Diskussion. Scharfe gegenseitige persönliche Angriffe prägten die Debatte, außen- und innenpolitische Themen gerieten in den Hintergrund. Zum Beispiel der Lebensschutz oder die Einwanderungspolitik.

 

Gegen Abtreibung, aber für die Todesstrafe

 

Schon vor rund 15 Jahren konnte keine der beiden großen amerikanischen Parteien den moraltheologischen Ansprüchen von Papst Johannes Paul II. gerecht werden: auf der einen Seite die Republikaner, Gegner der Abtreibung und der Legalisierung der Sterbehilfe, aber für die Todesstrafe, für privaten Waffenbesitz und für militärische Einsätze. Auf der anderen Seite die Demokraten, Gegner der Todesstrafe, aber Befürworter der Abtreibung und der Parole "Mein Bauch gehört mir". Das ist heute ähnlich.

Geht es um die Spitzenkandidaten, ist die Abneigung gegen den schillernden Milliardär Trump größer, nicht allein wegen seiner vulgären, abwertenden Äußerungen über Frauen. Doch selbst wer ihn charakterlich als Präsidenten für ungeeignet hält, muss noch lange nicht politischer Anhänger der Demokratin Hillary Clinton werden. Das ist das große Dilemma.

Und wer die Orientierung an christlichen Werten für wichtig hält, kann in den USA angesichts der Programme eigentlich nur über das geringere Übel entscheiden oder sich gleich ganz der Wahl enthalten. Das war zu Zeiten des Katholiken John F. Kennedy ganz anders.

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