Brief an Betroffenen-Organisation

Vatikan arbeitet an Richtlinien zum Umgang mit Priesterkindern

Der Vatikan will mit neuen Richtlinien den Umgang mit Fällen klären, wenn ein katholischer Priester Vater eines Kindes wird. Das geht aus einem Brief der Päpstlichen Kinderschutzkommission an eine Selbsthilfeplattform von Priesterkindern hervor.

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Der Vatikan will mit neuen Richtlinien den Umgang mit Fällen klären, wenn ein katholischer Priester Vater eines Kindes wird. Das geht aus einem jetzt bekannt gewordenen Brief der Päpstlichen Kinderschutzkommission von Ende Oktober hervor. Der Brief richtet sich an die Organisation „Coping International“, eine Selbsthilfeplattform von Kindern katholischer Priester.

Das Thema werde jene vatikanische Arbeitsgruppe bearbeiten, die auch die Richtlinien zur Prävention von Missbrauch entwickelt hat, heißt es in dem Schreiben, das „Coping International“ im Internet veröffentlichte. Die vatikanische Arbeitsgruppe will demnach unter anderem mit der Organisation zusammenarbeiten und bereits bestehende Vorschläge aufgreifen.

Eigens erwähnt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Bill Kilgallon, die Richtlinien der Irischen Bischofskonferenz vom August. Darin heißt es: „Wenn ein Priester Vater eines Kindes wird, soll das Wohl des Kindes sein primäres Anliegen sein.“ Der werdende Vater müsse „zu seiner Verantwortung stehen – persönlich, rechtlich, moralisch und finanziell“. Bei allen Überlegungen sei die Mutter des Kindes voll einzubeziehen.

 

Vorbild Irland?

 

Mit ihrer Leitlinie „Grundsätze der Verantwortung von Priestern, die Kinder zeugen“ reagierten Irlands Bischöfe unter anderem auf die Initiative des irischen Coping-Gründers Vincent Doyle. Doyle hatte 2011 nach dem Tod seiner Mutter erfahren, dass sein leiblicher Vater ein katholischer Priester gewesen sei. Seit einigen Jahren öffnet sich die Kirche dem für sie heiklen Thema. Da ihre Priester zölibatär leben sollen, dürften sie keine Kinder haben.

Die vatikanische Arbeitsgruppe muss überlegen, inwieweit die irischen Leitlinien ein Modell für die Weltkirche sein können. Da die sozialen, rechtlichen und kulturellen Verhältnisse weltweit unterschiedlich sind, müssten örtliche Bischofskonferenzen über eine vatikanische Richtlinie hinaus gegebenenfalls Einzelheiten regeln – sofern sie das nicht schon getan haben. Das Bistum Regensburg etwa erklärte vor einiger Zeit: Ein Priester „muss aus eigener Kraft die Sorge für ein Kind tragen, dessen Vater er geworden ist. Er muss den Unterhalt aus seinen Einkünften bezahlen.“

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