Update: Zuständigkeit der Ortsbischöfe stark eingeschränkt

Vatikan-Dekret: Nur Papst kann Alte Messen in Pfarrkirchen genehmigen

  • Papst Franziskus hat die Zuständigkeit der Ortsbischöfe bei der Genehmigung von Messen im Alten Ritus stark eingeschränkt.
  • Ausnahmegenehmigungen zur Feier der Alten Messe in Pfarrkirchen und Personalpfarreien könne nur noch der Papst erteilen.
  • Im Bistum Münster hatte zuletzt ein Fall in Uedem für Aufregung gesorgt.

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Papst Franziskus hat die Zuständigkeit der einzelnen Bischöfe der katholischen Weltkirche für die Genehmigung von Messfeiern in der alten lateinischen Form weiter eingeschränkt. In einem am Dienstag veröffentlichten Dekret des Papstes heißt es, Ausnahmegenehmigungen für solche Messfeiern in Pfarrkirchen oder für die Errichtung von entsprechenden Personalpfarreien könne nur noch der Papst erteilen. Gleiches gelte für die Sondererlaubnis für einzelne Priester, sofern sie nach dem 16. Juli 2021 geweiht wurden.

Zuständig für die Durchführung und Überwachung der neuen Norm ist laut dem Dekret die Vatikanbehörde für Liturgie und Sakramente. Bischöfe, die bereits solche Ausnahmegenehmigungen erteilt haben, müssen diese nun der Behörde zur Prüfung vorlegen.

Alter Ritus verzeichnet in einigen Ländern Zulauf

Schon im Juli 2021 hatte Franziskus mit dem Schreiben „Traditionis custodes“ die Möglichkeiten zur Feier der Messe im alten Ritus erheblich eingeschränkt. Mit den nun veröffentlichten Ausführungsbestimmungen kann der Vatikan zudem viele örtliche Sondergenehmigungen wieder kassieren. Genehmigungen für die Alte Messe außerhalb von Pfarrkirchen oder von Personalpfarreien sind von der neuen Ausführungsbestimmung jedoch offenbar nicht betroffen.

In Nordamerika, aber auch in einigen Ländern Europas verzeichnen manche Pfarreien, in denen die Messe nach altem Ritus gefeiert wird, in den vergangenen Jahren beachtlichen Zulauf. Benedikt XVI. (2005-2013) hatte die Feier der Alten Messe 2007 weltweit wieder ohne besondere Auflagen ermöglicht. Bei der Umfrage zur Vorbereitung der im Oktober in Rom tagenden Weltsynode hatten Gläubige in mehreren Ländern angegeben, dass sie sich durch ein Verbot der Alten Messe ausgegrenzt fühlen würden.

Aufregung in Uedem – Alte Messe der Petrusbruderschaft

Im Bistum Münster hatte zuletzt Ende Juli 2022 die Primizfeier eines Mitglieds der traditionalistischen Petrusbruderschaft in Uedem am Niederrhein für Aufsehen gesorgt, die im tridentinischen Ritus gefeiert wurde. Dabei hatte es nach Angaben des Bistums die Petrusbruderschaft versäumt, eine entsprechende Genehmigung für die Feier einzuholen. Der Orts-Pfarrer nahm ohne liturgische Kleidung an der Primizfeier teil, verließ die Kirche allerdings während der Predigt.

Das nun bekanntgewordene Papstdekret wurde als „Rescriptum ex audientia“ (deutsch: Audienzprotokoll) vom vatikanischen Presseamt veröffentlicht. Es tritt mit der Veröffentlichung in der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“ in Kraft.

Update, 15.05 Uhr: Überschrift präzisiert, erster Satz des Textes präzisiert und den letzten Satz des dritten Absatzes ergänzt. Demnach ist die Zuständigkeit der Ortsbischöfe lediglich stark eingeschränkt worden, aber nicht komplett entzogen worden. (jdw)

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