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Das Verhältnis von Papst Franziskus und Präsident Selenskyj war nicht immer herzlich. Beim dritten Vatikanbesuch des Ukrainers war manches anders.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitagmorgen Gespräche im Vatikan geführt. Der wie immer in militärischer Kleidung auftretende Präsident wurde von Papst Franziskus im Vatikan empfangen. Als Geschenk überreicht er dem Papst ein Ölgemälde, das ein verstörtes Kind inmitten von Trümmern und Leichen nach dem russischen Massaker in Butscha im Jahr 2022 zeigt.
Selenskyj spricht im Vatikan über Frieden
Danach sprach der ukrainische Staatschef mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und mit dem vatikanischen Außenminister Paul Gallagher. Themen waren nach Vatikan-Angaben der Stand des Krieges und die humanitäre Lage in der Ukraine. Man habe über „Wege gesprochen, die den Krieg beenden könnten, indem sie zu einem gerechten und stabilen Frieden im Land führen“.
Schließlich sei es auch um „einige Aspekte des religiösen Lebens im Lande“ gegangen. Mit dieser Formel wird meist die Lage der Religionsfreiheit in einem Staat bezeichnet. Diese sieht der Vatikan in der Ukraine als beeinträchtigt an, weil das ukrainische Parlament einen Zweig der russisch-orthodoxen Kirche dort verboten hat.
Es war Selenskyjs dritter Besuch beim Papst nach 2020 und 2023. Anders als beim vergangenen Besuch Selenskyjs in Kriegszeiten wurde der Präsident diesmal mit allen protokollarischen Ehren im Apostolischen Palast empfangen.
Selenskyj will nach Berlin weiterreisen
Das Verhältnis zwischen beiden blieb nicht ohne Spannungen. Zwar erinnerte Franziskus angesichts der russischen Angriffe zuletzt immer wieder öffentlich an das „gequälte Volk der Ukraine“. Zudem engagiert sich der Vatikan erfolgreich beim Gefangenenaustausch sowie in der humanitären Hilfe. Doch während der ukrainische Präsident darauf setzt, einen Frieden mit Russland militärisch zu erzwingen, wirbt der Papst für einen Frieden auf dem Verhandlungsweg. Bislang bemühte sich der Vatikan indes vergeblich um eine eigene Friedensvermittlung zwischen Moskau und Kiew.
Am Donnerstag war Selenskyj in Rom von der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni herzlich empfangen worden. Nach seinem Besuch im Vatikan wollte er nach Berlin weiterreisen.
Update, 15 Uhr: 2. und 3. Absatz ergänzt (jdw)